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Hörmal | 31.05.2020 | 07:45 Uhr

Pfingsten

„Zünde ein Streichholz an und beobachte, bis es ausgeht.“ Das hört sich ziemlich banal und alltäglich an. Es ist aber Kunst, also die Aufforderung an sich. Es ist eine Anleitung der Aktionskünstlerin Yoko Ono aus dem Jahr 1955 unter dem Titel „Lighting Piece“, zu Deutsch „Zünd- oder Erleuchtungsstück“.[1] Yoko Ono ist vielen bekannt als die Frau von John Lennon. Und sie greift wirklich etwas ganz Alltägliches auf: Denn wer hatte Mitte des letzten Jahrhunderts nicht eine Schachtel Streichhölzer in der Tasche, um sich zum Beispiel eine Zigarette anzuzünden.

Ich bin zwar kein Raucher, aber als Ordensmann zünde ich heute noch häufig Kerzen an und zwar mit einem Streichholz: das Stückchen Holz mit dem Schwefelkopf kurz an einer rauen Fläche reiben, und schon sticht eine helle Flamme hervor. Dann brennt das Streichholz ab. Um mir nicht die Finger zu verbrennen, puste ich es aus oder lasse es los.

Mit ihrer Kunstaktion will Yoko Ono vor allem eines erreichen: Genauer hinsehen und neue Erkenntnisse gewinnen. Also: „Beobachte!“ – zumindest so lange, wie das Streichholz brennt. Eigentlich ist es mit dem Anzünden immer das gleiche Geschehen. Obwohl: Wenn ich genau beobachte, dann erkenne ich, es ist immer auch anders. Wirklichkeit wiederholt sich nie. Erst das blitzartige Aufflammen, dann ist die Flamme mal groß, mal klein. Mal brennt das Streichholz schnell ab, mal langsam. Das hängt unter anderem davon ab, wie ich es halte.

Es geht bei der Kunstaktion letztlich um Präsenz und Aufmerksamkeit – gerade für die alltäglichen Dinge im Leben. Denn wenn ich nicht aufmerksam bin, dann verbrenne ich mir im Zweifelsfalle die Finger. Und es geht um Erfahrungen wie Zeit und Vergänglichkeit – und um die Erkenntnis, dass nichts bleibt, wie es ist, sich nichts wiederholt und alles endlich ist. Denn es sind nur wenige Sekunden, und das Streichholz ist schon wieder erloschen.

Gerade heute muss ich über Yoko Onos Kunstaktion nachdenken mit dem Streichholz und der Flamme, denn heute ist Pfingsten. Es ist ja das Fest in der Kirche, wo der Heilige Geist Gottes auf die Jünger Jesu herabgekommen ist. Die Bibel drückt das in einem Bild aus, das zu der Kunstaktion passt (Apg 2,3): „Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.“

Pfingsten einmal zu verstehen als ein „Lighting Piece“ als ein Zünd- oder Erleuchtungsstück, um genauer hinzuschauen und damit auch neue Erkenntnisse zu gewinnen, ja sogar sein Leben zu verändern. Das wär‘s doch! Denn auch bei den Jüngern Jesu war Pfingsten ein Erkenntnisgewinn: Sie sehen im Tod Jesu eben nicht das Ende, sondern den Anfang für ein neues, für ein anderes Leben. Und sie sehen nicht mehr mit Angst auf ihre Verfolger, sondern mit Mut auf die Menschen, denen sie eine gute Nachricht bringen wollen.

Gerade in diesem Krisenjahr wünsche ich mir öfter so ein „Lighting Piece“, so ein Pfingsten, um genauer hinzuschauen – auf so vieles im eigenen Leben. Wir brauchen neue Erkenntnisse. Und wir müssen unser Verhalten überdenken. Das ist mittlerweile doch klar. Und das alles beginnt mitten im Alltag. Denn ich kann auch im Alltag immer noch etwas Anderes, etwas Neues entdecken. Und wenn das schon mit dem Anzünden eines Streichholzes möglich ist, wie erst dann, wenn ich einmal genauer hinschaue auf die Menschen in meinem Alltag.

[1] Siehe: Grapefruit. A book of instructions + drawings by Yoko Ono, New York 2000, ohne Seitenzahl: “Light a match and watch till it goes out”.

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