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Hörmal | 07.06.2020 | 07:45 Uhr

Perspektivwechsel

Manchmal lohnt ein Perspektivwechsel – die altbekannten Dinge mal mit anderen Augen sehen. Die alten Schallplatten im Schrank etwa, lange nicht gehört, auf dem Flohmarkt finden sie plötzlich wieder junge Liebhaber. Ein Perspektivwechsel, das ist auch bei der Corona-Krise spannend, denn jeder geht anders damit um: ängstlich oder ganz entspannt. Je nach der Melodie des eigenen Lebens.


Zum Beispiel der Iraner Mohsen Danepash, ehemals Sympathisant der regierungskritischen Volksmudschaheddin. Er ist seit 20 Jahren in Deutschland beheimatet, in Essen: „Natürlich sollte man wegen Corona vorsichtig sein, schon aus Respekt vor den anderen“, sagt er, „aber Angst, nein, Angst habe ich nicht.“ Kein Wunder, bei der Lebensgeschichte, der Begegnung mit Folter und Tod. Und bei dem Gottvertrauen, das der 60-Jährige entwickelt hat. Trotz allem. Oder - gerade deshalb.


Dass er noch lebt, hat Mohsen Danepash auch einem Strick zu verdanken, der schon um seinen Hals gelegt war. Mit Mitte 20 an einem Tag in den frühen 80er Jahren. Damals führten sie ihn in einem Teheraner Gefängnis zum Galgen, ein Mullah sprach das letzte Gebet. So wie für viele andere junge Männer, die gegen das islamische Regime protestiert hatten. Aber im Fall ist der Strick gerissen und Mohsen Danepash wachte im Krankenhaus wieder auf.


„Es war schrecklich, ich habe niemals geglaubt zu überleben“, sagt er heute über die 13 langen Jahre im Gefängnis, bevor er fliehen konnte. „Aber es war ein Gottesgeschenk. Ich werde erst sterben, wenn meine Zeit gekommen ist“, davon ist Danepash überzeugt. In Deutschland sucht er anfangs Vergessen im Drogenkonsum, landet wieder im Gefängnis und findet schließlich zum christlichen Glauben. „Die Liebe von Jesus überzeugt mich“, sagt er mit seiner von unzähligen Zigaretten rauen Stimme. Und auch die biblische Geschichte vom verlorenen Sohn hat es ihm angetan hat. Der Vater läuft ihm beim Nachhausekommen mit offenen Armen entgegen: Vergebung ohne Vorbehalt, egal was war.


Was das alles mit Corona oder einem Perspektivwechsel zu tun hat? Für Mohsen Danepash ist ganz klar: „Corona und Glauben passen gut zusammen.“ Den Lockdown, auch den jetzt gelockerten, sieht er als Chance zum Nachdenken, zur Selbstfindung, so wie im Gefängnis, als er sich in seine innere Welt zurückgezogen und schließlich neu erfunden hat.


In Deutschland macht er eine Ausbildung zum Suchtberater, später zum Demenz-Krankenhelfer, er engagiert sich in der Kirchengemeinde, auch bei Pro Asyl und erzählt in Schulklassen von seinem Leben. Ob er einen Tipp gegen Corona-Angst hat? Nein, eigentlich nicht, meint der Iraner, höchstens die Erfahrung seiner lebenslangen Suche nach Gott: „Wir brauchen nicht so viel Angst zu haben.“




Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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