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Kirche in WDR 2 | 22.09.2020 | 05:55 Uhr
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Vermissen
Musik: Ae fond kiss, and then we sever; Ae fareweel, alas, for ever!
Overvoice: Ein inniger Kuss, dann werden wir getrennt sein. Ein „Lebewohl“, ach, für immer.
Autor: Zufällig höre ich dieses Lied im Radio. Und sofort packt es mich. Es ist dieser Text. Ein Gedicht des Schotten Robert Burns. Über 200 Jahre ist das alt. Aber es packt mich. Weil ich dieses Gefühl kenne: Wenn eben noch alles gut ist. Heil. Wunderbar. Und im nächsten Moment alles Glück in sich zusammenkracht. Weil einer geht, der da sein sollte. Für eine Zeit. Oder für immer. „Ach.“ Sagt Burns. Und ich weiß genau, was er meint.
Musik: Had we never loved sae kindly, had we never loved sae blindly, never met—or never parted, we had ne'er been broken-hearted.
Overvoice: Hätten wir uns nie so innig geliebt, uns nie so blind miteinander verbunden,
nie getroffen - nie getrennt, unsere Herzen wären nicht zerbrochen.
Autor: Wie hätte mein Leben verlaufen müssen, um mir diesen Schmerz zu ersparen? Die Antwort: Ich hätte nicht lieben dürfen. Das Glück nicht finden. Nie die gemeinsame Zeit erleben. Jetzt macht sie mich fertig, die Trauer, weil du weg bist. Aber ohne dieses Glück hätte ich nicht leben wollen.
Musik: Had we never loved sae kindly, had we never loved sae blindly, never met—or never parted, we had ne'er been broken-hearted.
Overvoice: Ich denke an Hiob. „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt.“
Autor: Im
tiefsten Schmerz dankbar zu sein für das Glück, dass man erleben durfte. Für
mich ist das ein tröstlicher Gedanke. Denn, so schön es wäre: Liebe und Glück
für immer festzuhalten, aber das funktioniert nicht. Irgendwann ist da einfach
nur der liebevolle Kuss – das letzte
Glück
bevor man auseinandergeht. Schrecklich. Aber noch schlimmer wäre, ich hätte nie
etwas gehabt, das man so vermissen kann.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius