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Hörmal | 21.03.2021 | 07:45 Uhr
Eine Socke und der Schatz des Andersseins
Was das mit Socken zu tun hat? Zum Welt-Down-Syndrom-Tag 2013 hatten Menschen aus dem Libanon eine Idee. Sie forderten viele andere Menschen auf, an diesem Tag ein Zeichen zu setzen und 2 verschiedene Socken zu tragen, geringelte, bunte, lange, kurze. Die Form von Chromosomen erinnert an Socken. Das Motto der Socken-Aktion lautete: „We are all different – our socks should be too! Wir sind alle unterschiedlich – unsere Socken sollten es auch sein!“
In dem Haus, in dem ich als Kind aufgewachsen bin, hat ein Junge mit Down-Syndrom gelebt. Markus ist damals mein Freund und Spielgefährte. Er ist nur etwas älter als ich. Irgendwann habe ich gefragt, ob ich auf dieselbe Schule komme, auf die er geht. Die Antwort: „Das geht nicht. Markus ist doch etwas anders als du.“ Das habe ich als Kind überhaupt nicht begriffen. Natürlich ist Markus anders als ich, weil alle Menschen anders sind. Jeder Mensch ist anders, warum sollte es da ein besser Anders oder ein schlechter Anders oder irgendein anders Anders geben?
Menschen mit Down-Syndrom sagen in aller Regel auch nicht von sich, dass sie geistig behindert sind, manche sagen, ihr Geist funktioniert anders als bei vielen anderen Menschen. Ich finde, Anderssein ist ein Reichtum in unserer Gesellschaft, es macht sie bunt, spannend, vielfältig und liebenswert. In der Bibel beschreibt das der Apostel Paulus mit dem Bild eines Körpers und sagt: Wir Menschen sind alle gemeinsam wie ein Leib mit vielen Gliedern. Jede und jeder ist wie ein eigenes Körperteil, völlig unterschiedlich, aber alle sind wichtig, sonst geht das Ganze nicht. Wir gehören zusammen und brauchen einander. Gemeinsam anders sein, heißt immer auch eine Menge voneinander lernen.
Von einer Frau mit Down-Syndrom, Johanna von Schönfeld, habe ich einen wunderbaren Satz gelesen: „Zum Glück gibt es jeden Tag nur einmal im Leben. Zum Beispiel heute!“ (1) Für sie, für meinen einstigen Spielkameraden Markus und für viele andere Menschen auf dieser Welt trage ich heute aus Solidarität meine beiden unterschiedlichen Socken. In Anlehnung an den Satz von Frau von Schönfeld sage ich: „Zum Glück gibt es jeden Menschen nur einmal im Leben. Zum Beispiel Dich und mich.“ Gott sei Dank!
(1) Zitiert nach
https://touchdown21.info/de/seite/3-mein-alltag/index.html, abgerufen am 10.02.2021
Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth