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Kirche in WDR 2 | 07.05.2021 | 05:55 Uhr
Stoßgebet
Ganz ehrlich, ich hatte als Schülerin jahrelang Albträume von der Schule. Vor allem, wenn es um Klassenarbeiten oder Prüfungen gegangen ist. Entweder bin ich in meinen Träumen gar nicht erst erschienen oder zu spät.
Für Tausende von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind diese Tage besondere Tage – die Tage der mündlichen Abiprüfungen. Herbeigesehnt oder gefürchtet. Die letzte große Etappe, Euch allen drücke ich ganz besonders die Daumen.
Denjenigen, die vielleicht noch ein paar Punkte brauchen, um den Noten-Durchschnitt für ihren Studienwunsch oder Ausbildungsplatz zu schaffen. Und vor allem denjenigen, die es immer etwas schwerer gehabt haben. Die nicht schon in der Grundschule ein, zwei Klassen übersprungen haben. Die später auch mal ein Schuljahr wiederholen mussten. Für deren Mütter und Väter Elternabende der pure Stress gewesen sind. Von Teil-Konferenzen und schriftlichen Verweisen mal ganz zu schweigen.
Ihr alle habt Euch bis heute durchgekämpft. Ihr habt Euch vorbereitet, so gut das unter Corona-Bedingungen eben geht. Mit über einem Jahr Durchwurschteln zwischen gar keinem Unterricht, Selbstlernphasen, Distanzunterricht, Wechselunterricht, Präsenzunterricht, Quarantäne.
Ich wünsche Euch allen gute Nerven, das nötige Quäntchen Glück und dass die richtigen Themen drankommen. Vielleicht hilft auch ein kurzes Stoßgebet. Wahrscheinlich nicht, um sich Matheformeln, Vokabeln oder das Past Perfect besser zu merken. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich: Wenn ich das, was mir Angst macht oder mich stresst, jemandem erzähle, bin ich viel entspannter. Auch bei der Prüfung. Im Netz habe ich das Gebet eines katholischen Theologen gefunden, das ich für heute sehr passend finde. Für Euch:
Guter Gott, wir kommen zu Dir mit allem, was wir für die Prüfungen in uns hineingepackt haben: Den Schulstunden, die wir besucht haben;
den Büchern und den Artikeln, die wir gelesen haben;
den Theorien und Formeln, die wir gepaukt haben;
dem stundenlangen Arbeitsaufwand, den wir investiert haben,
und der Angst und Unsicherheit, die uns im Nacken sitzt.
All das wollen wir bei Dir abladen. Du siehst in uns nicht den Rucksack voll Wissen.
Du wirfst uns nicht vor, wenn wir manches einfach nicht mehr packen und mitschleppen können. Für Dich sind wir gut, so wie wir sind. Dafür danken wir Dir.
https://www.bistum-eichstaett.de/fileadmin/domains/schule/schulgottesdienste/Nehmt_nichts_mit.pdf, zuletzt abgerufen am 6. April 2021
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius