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Hörmal | 13.06.2021 | 07:45 Uhr

Verabredete Kommunikation

Ist schon verrückt: Früher war Telefonieren kompliziert. Als ich jung war, also, als Helmuth Kohl Kanzler war, da hatten wir daheim im Flur genau ein Telefon für alle im Haus, auf so einem kleinen Tischchen mit Wählscheibe. Das Telefon hatte eine Strippe und die war fast immer verknotet. Telefonieren war damals irgendwie kompliziert.

Heute ist Telefonieren das einfachste der Welt. Ich trage mein Telefon quasi fast immer mit mir herum. Aber das Verrückte: Deshalb telefoniere ich nicht unbedingt öfter. Oder länger. Das mit dem Telefonieren ist wieder komplizierter geworden. Früher, am Wählscheiben-Strippen-Telefon, da habe ich einfach jemanden angerufen. Und selbst wenn der nicht gleich dran gegangen ist und ich auch mal etwas länger durchklingeln musste, dann haben wir meist auch lange telefoniert.

Und heute? Verabrede ich mich fast nur noch für Telefonate. Das hin und her Gechatte, ob es jetzt passt oder nicht – „leider geht’s grad doch nicht, melde mich später noch mal“ – das nimmt meist mehr Zeit in Anspruch, als das Gespräch selber. Verabredete Kommunikation nenne ich das mal. Warum mache ich das nur? Hat das etwas mit Mit meinem durch-getakteten Tag zu tun, an dem Störungen keinen Platz haben – Überraschungstelefonate empfinde ich oft als Störung. Komisch: Telefonieren ist irgendwie anstrengender geworden – scheint mir jedenfalls.

Und irgendwie hab ich an mein Telefonverhalten denken müssen, als ich mich auf diese Sendung vorbereitet habe. Denn: Heute ist Sonntag. Und ich gehöre noch zu denen, die sonntags in die Kirche gehen. Und ich gehe fast regelmäßiger als in meiner Jugendzeit. Ich habe mich irgendwie dran gewöhnt.

Und was das mit meinem Telefonverhalten zu tun hat? Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Das hat vielleicht etwas mit meinem Betverhalten zu tun. Mein Eindruck ist: Je älter ich werde, desto mehr ist das auch eine Art verabredete Kommunikation.

Sonntags zur Messe gehen heißt: Ich bin bereit dafür. Das ist mein Zeitfenster für Gott. Irgendwie erwarte ich auch gar nicht mehr, dass er sich zwischendurch mal meldet. Ob ich nicht gestört werden will?

Wobei das im Grunde dem entgegensteht, was ein großer Theologe mal die kürzeste Definition von Religion genannt hat. „Religion ist: Unterbrechung“, hat der gesagt. Und da ist was dran. Wenn ich mal auf mein Leben zurück schaue, dann sehe ich: Gott hält sich nicht an Verabredungen. Klar. Er ist ja Gott. „Sein Geist weht, wo er will“, heißt es in der Bibel (vgl. Joh 3,8). Und an einer anderen Stelle heißt es (vgl. 1Thess 5,2) „Der Tag des Herrn kommt, wie ein Dieb in der Nacht“.

Gott ist da und meldet sich genau in dem Moment, wo ich ihn am wenigsten erwarte – so kommt es mir jedenfalls vor. Ich denke: Er hält nicht viel von verabredeter Kommunikation. Trotzdem: Dass ich sonntags in den Gottesdienst gehe, das mache ich mehr für mich, als für ihn. Weil Gott das ja alles nicht nötig hat. Jedenfalls hilft mir diese verabredete Stunde in der Woche, auch bei den langen Leitungen meines Lebens an der Strippe zu bleiben in der Beziehung zu Gott. Und das ist mir wichtig.

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