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Kirche in WDR 2 | 29.09.2021 | 05:55 Uhr

Srebrenica

Der Bosnienkrieg hat meine ganze Kindheit begleitet. Als ich in der Grundschule war, hat Samira neben mir gesessen. Nachmittags war ich manchmal bei Elif im Flüchtlingswohnheim zu Besuch. Im Gymnasium war es Nejra, die mit ihren Schwestern und Eltern in den 90er Jahren aus Bosnien geflohen ist. Ihre Familien haben in ihrer Heimat höchstwahrscheinlich Schreckliches erlebt.

Sie haben all das mit in die friedliche Schlafstadt vor Köln gebracht, in der ich aufgewachsen bin. Davon habe ich als Kind wenig gewusst und wenig verstanden – aber trotzdem war das irgendwie da in meiner Kindheit. Über Samira, Elif und Nejra.

Zu den drei Mädchen habe ich lange keinen Kontakt mehr, aber sie begleiten mich noch. Und ich hab ich gefragt, was sie wohl über das denken, was ich neulich in der Zeitung gelesen habe: Künftig ist es wird in Bosnien-Herzegovina strafbar, wenn man den Völkermord von Srebrenica leugnet. Neben der Nachricht war ein Foto von einer alten Frau vor einem Feld mit vielen weißen Stelen, die zum Gedenken an die Getöteten aufgestellt worden sind. Dieses Bild von den Stelen – da kam bei mir sofort die Erinnerung an den Bosnienkrieg wieder hoch.

Srebrenica war damals eine Schutzzone – umso perfider war es, dass ausgerechnet dort Tausende von Menschen getötet oder traumatisiert worden sind. 30 Jahre hat das gedauert, bis dieser Mord auch in Bosnien-Herzegovina offiziell „Völkermord“ genannt werden kann, nein, genannt werden muss. Klar, das ist ein politischer Akt, das so zu verordnen. Kein Mensch wird dadurch wieder lebendig, aber es gibt ein wenig mehr Gerechtigkeit für die Verstorbenen.

Ich erzähle Ihnen das, während viele von uns – ich auf jeden Fall – ziemlich sicher und behütet in Deutschland leben. In meiner behüteten Kindheit war der Bosnienkrieg der erste Krieg, von dem ich was mitbekommen habe. Die geflüchteten Kinder in meiner Klasse haben ihm ein Gesicht gegeben – aber wie durch eine Milchglasscheibe. Während ich gar nicht wirklich wusste, was die drei tatsächlich durchgemacht hatten, war ich behütet von einem Staat, der mich vor Verfolgung schützt. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Und fühle mich verpflichtet, für Gerechtigkeit einzutreten, meine Privilegien zu kennen, anderen zu helfen. Es liegt auch an Samira, Elif und Nejra - und an Srebrenica, dass ich noch heute hier immer wieder über Geflüchtete erzähle. Und ich bete für alle, die geflohen sind, gerade fliehen oder noch fliehen werden. Dass sie jetzt oder bald Sicherheit erleben, dass sie sich geborgen fühlen dürfen – und dass sie an einem Tag Gerechtigkeit erfahren.

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