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Hörmal | 26.09.2021 | 07:45 Uhr
Die Wahl ist gelaufen
Gleich geht es los. Ab 8.00 Uhr sind die Wahllokale geöffnet. Wählen Sie wie immer oder diesmal strategisch?
Was sind für Sie die Herausforderungen für die kommende Regierung? Konkrete Schritte gegen den Klimawandel? Eine Reform des Gesundheitswesens, die Pflegekräfte entlastet? Oder eine Steuerreform für mehr Gerechtigkeit in der Vermögensverteilung?
Und wem trauen Sie das Kanzleramt am ehesten zu? Scheint nicht so einfach. Die eine verspielt Kredit durch blöde Ungenauigkeiten im Lebenslauf. Der andere hat gelacht, wo es angesichts der Jahrhundertflut nichts zu lachen gibt. Und der Dritte kommt einfach langweilig daher. So hat ein Freund kürzlich die personellen Alternativen beschrieben.
Und was sage ich – als evangelischer Kirchenmann – zu den Wahlen?
Ja, Sie werden jetzt überrascht sein. Aber die Wahl ist gelaufen. Also natürlich nicht diese Bundestagswahl. Trotz prophetischer Anteile im Erbgut kann auch ich nicht hellsehen. Gott sei Dank. Trotzdem: Die Wahl ist gelaufen. Die Wahl, auf die es ankommt. Gott hat sich für uns entschieden. Ein Ergebnis, mit dem keiner so wirklich rechnen konnte.
Nicht nur die Kanzlerkandidat/innen sind in vielerlei Hinsicht fragwürdige Gestalten. Da sind sie auch nur Repräsentanten von uns allen. „Es gibt keinen, der Gutes tut. Keinen einzigen.“ Schreibt Paulus in seinem Brief nach Rom. (Römer 3,12) Wo immer Gott hinschaut – da gibt es nichts, was ihm gefallen könnte.
Im Prinzip sind wir alle für mehr Gerechtigkeit, mehr Bewahrung der Schöpfung und so weiter und so fort. Aber wenn es dann ans Eingemachte geht, an den eigenen Geldbeutel, daran dass wir unser alltägliches Verhalten ändern, dass wir zum Wohl der Allgemeinheit selber zurückstecken. Dann suchen wir fluchtartig den Notausgang. Bitte erst bei den anderen anfangen.
Und trotzdem hat sich Gott für uns entschieden, er bleibt uns und unserer Welt zugewandt. Noch einmal Paulus (Römer 8,39): „Nichts und niemand kann uns trennen von der Liebe Gottes.“
Wenn dem so ist, wenn die Wahl, auf die alles ankommt, zu unseren Gunsten gelaufen ist, dann ist auch das Vorzeichen gesetzt für unsere Wahl heute. Wie Gott selber setzen wir uns ein für die Zukunft dieser Welt und für das Wohl aller Menschen. Man kann über den besseren Weg streiten – aber an diesen Zielen muss sich jede Politik messen lassen.
Wo es nichts zu diskutieren gibt: Wenn im Wahlkampf mit menschenverachtenden Parolen bewusst Stimmung erzeugt wird. Wenn bewusst gelogen wird, um Stimmen zu ergaunern.
Dass die Wahl Gottes, auf die alles ankommt, gelaufen ist, macht Mut – trotz Fragen und Bedenken. Wie Karl Barth, der große protestantische Theologe, es einmal gesagt hat – allen Regierten zum Trost und allen Regierenden zum Trotz: Es wird regiert!
Grund genug, bis 18.00 Uhr wählen zu gehen.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius