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Kirche in WDR 2 | 05.11.2021 | 05:55 Uhr

Der Leichensammler

Sie tragen beide Anzüge – haselnussbraun. Vater und Sohn. Der Schweiß läuft ihnen von der Stirn. Andächtig stehen sie vor dem Leichnam, ganz allein, streuen (getrocknete) Blumen auf den Toten, so will es der Islam.

Sie haben den Toten selbst präpariert. Es war nicht einfach. Wochenlang ist er im Meer umhergetrieben. Dann ist er angeschwemmt worden. In Andalusien, Südspanien.

Vater und Sohn schließen den Deckel vom Sarg und ziehen sich um.


Das Telefon klingelt? Ein neuer Auftrag? Martin Zamora und sein Sohn sind Bestatter.

Dieses Jahr ist wieder ein Rekordjahr. In den ersten sechs Monaten meldet Spanien 2100 Flüchtlinge, die vermisst oder angeschwemmt wurden. Darunter 340 Frauen und 90 Kinder. (vgl. Caminando Fronteras)


Martin Zamora sammelt die Leichen der Flüchtlinge, die ertrunken sind. In der Straße von Gibraltar. Er hat daraus ein Business gemacht. Mit Hilfe der Behörden und der Schmuggler versucht er, die Toten zu identifizieren, und in ihre Heimat zu überführen. 3.500 Dollar kostet das. Viel Geld. „Trotzdem der Gewinn ist gering“, sagt Martin Zamora. Er will Gutes tun und gleichzeitig muss er Geld verdienen, um leben zu können. Er hat sieben Kinder. Die Moschee in Marokko sammelt Geld, um Familien zu unterstützen, die sich diesen Service nicht leisten können. Und das sind viele.


In 20 Jahren hat Martin Zamora 800 Leichen identifiziert, einbalsamiert und überführt. An seine ersten toten Flüchtlinge erinnert er sich noch gut. Es waren 16. Bei einem hat er eine Telefonnummer gefunden. Er rief an. Es war der Schwager des Verstorbenen, der in Spanien lebt. Martin Zamora hat gesagt; Wir machen einen Deal. Ich mache Dir einen Spezialpreis – Du musst nur die Hälfte für die Überführung bezahlen, wenn Du mir hilfst, die 15 anderen Toten zu identifizieren. Der Mann hat zugestimmt.

Dann sind sie beide mit den Toten nach Südmarokko gefahren, nachdem sie von den Behörden frei gegeben worden waren. Von Dorf zu Dorf sind sie gefahren, von Marktplatz zu Marktplatz. Haben dort die Kleidung und den Schmuck der Toten aufgehängt. 14 lange Tage. Und tatsächlich konnten alle identifiziert werden.

Oft ist es ein Kleidungsstück, an das sich Angehörige noch erinnern. Das sie dem Verstorbenen mal geschenkt haben. Oder ein Schmuckstück.


Martin Zamora gibt den verstorbenen Flüchtlingen ein Stück ihrer Würde zurück. Und den

Hinterbliebenen die Möglichkeit, endgültig Abschied zu nehmen. Den letzten Funken Hoffnung zu begraben.

„In 30, 40 oder 50 Jahren wird man sagen, wir waren Monster“, sagt Martin Zamora.

Monster, weil wir Menschen auf diese Weise haben sterben lassen.


Quelle: New York Times, nytimes.com, The Body Collector of Spain: When Migrants Die at Sea, He Gets Them Home

By Nicolas Casey and Leire Ariz Sarasketa, Oct. 12, 2021, zuletzt aufgerufen am 18.10.21




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