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katholisch

Hörmal | 06.03.2022 | 07:45 Uhr

Geborgter Glanz

Aktuell ist der Blick zurecht mehr auf die Ukraine gerichtet als auf Köln. Dabei ging es in den letzten Tagen, ja Monaten, immer wieder um Köln, um die Kirche von Köln.

Für mich als Priester und Ordensmann ist wichtig:

Die Kirche, das ist nicht Köln.

Und daher will ich mal ganz bewusst heute den Blick auf ein anderes Erzbistum in NRW richten, nämlich auf Paderborn. Das hat mehrere Gründe: Dort wird im Diözesanmuseum eine interessante Ausstellung gezeigt, die nur noch bis zum nächsten Sonntag zu sehen sein wird. Und inhaltlich geht es in der Ausstellung um meinen Orden, den der Prämonstratenser Chorherren. Unter dem Titel „Welt und Zeit gestalten“, wird das kulturelle Erbe des Ordens in Westfalen gezeigt.

Angefangen hat es hier vor genau 900 Jahren: Da überlässt Gottfried von Cappenberg seine Burg in Cappenberg bei Dortmund dem Heiligen Norbert, dem Gründer der Prämonstratenser. Schon ein Jahr nach Gründung des Ordens entsteht damit das erste Kloster in Westfalen und damit im deutschsprachigen Raum überhaupt.

Bald schon folgten andere Klosterstiftungen in Westfalen: Clarholz, Arnsberg, Dortmund, um nur einige zu nennen. Es waren zum Teil Doppelklöster, denn der Ordensgründer Norbert legte Wert darauf, dass nicht nur Männer eintreten konnten, sondern auch Frauen. Die Doppelklöster wurden zwar schon bald aufgeteilt, so dass die Männer und Frauen an getrennten Orten lebten, aber das minderte nicht ihre Bedeutung und Kreativität. Oft waren es Adelige aus der Umgebung, die hier eintraten und dazu beitrugen, Bildung und Kultur zu pflegen, zum Beispiel durch das Abschreiben von Büchern und den Bau von Schulen.

Die Ausstellung im Paderborner Diözesanmuseum erzählt davon und zeigt kostbare Objekte aus den verschiedenen Jahrhunderten: Ein Glanz an Skulpturen und Bildern, Gewändern und Büchern, Kelchen und Schaugefäßen.

Heute existiert keines der Klöster mehr. In der Folge der französischen Revolution und der damit einhergehenden Säkularisation wurden die Klöster im Jahr 1803 enteignet – nicht nur in Westfalen. Konkret fielen die klösterlichen Güter an die weltlichen Landesherren, die nicht selten Ländereien, Gebäude und Inventare verkauften und sich damit ihren Haushalt sanierten. Eine reiche und vielfältige Kulturentwicklung kam zu einem jähen Ende.

Auch wenn die früheren Klöster es nicht geschafft haben, sich der politisch motivierten Säkularisation zu widersetzen, so haben sie doch Erstaunliches geleistet. Das wurde mir jedenfalls sehr klar, als ich die Ausstellung in Paderborn vor wenigen Tagen besuchte. Mehr noch: Ich gehöre ja demselben Orden an. Und wenn ich sehe, was der früher geleistet hat – sicherlich auch mit Fehlern und Schwächen behaftet –, dann werde ich doch verlegen. Es hilft nichts, dem Vergangenen nachzutrauern, das vor gut 200 Jahren dem Orden verloren gegangen ist. Und es wäre für mich auch unangemessen, sich auf dem Glanz der kulturellen Leistungen früherer Ordensgenerationen auszuruhen. Bestenfalls ist das ein geborgter Glanz, will heißen – dafür kann ich selbst ja nichts. Aber dieser Glanz fragt mich an: Was tute ich, um diesem Erbe gerecht zu werden? Und weiter nach vorne gedacht: Was trage ich hier und heute dazu bei, dass aus christlicher Sicht den Menschen geholfen wird? Denn dafür ist die Kirche doch letztlich da. Und zwar nicht nur die Kirche im Orden der Prämonstratenser oder in Paderborn, sondern immer und überall.

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