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Kirche in WDR 2 | 06.04.2022 | 05:55 Uhr

Wunder

Wieder mal stehe ich auf dem Friedhof. Es ist 8.15 Uhr, saukalt und noch keine Menschenseele unterwegs. Die Kapellentüre ist noch geschlossen; also nehme ich den Seiteneingang in das Friedhofsbäude.

Wie immer sitzen die beiden Friedhofsbeamten hinter ihrem Schreibtisch. Sie nicken mir freundlich zu und sagen: „Heute wieder Ordnungsamtsbestattung. Ist schon vor drei Monaten gestorben. Unwahrscheinlich, dass jemand kommt, aber wer weiß, manchmal kommt ja auch wer.“

Ich nicke und laufe vorbei an Särgen, die schon mal für die folgenden Beerdigungen bereitstehen.

An den Anblick von mehreren Särgen habe ich mich inzwischen gewöhnt. Woran ich mich nie gewöhnen werde, ist der Anblick von Urnen bei Ordnungsamtsbestattungen.

Die Urne steht immer genauso da, wie sie aus dem Krematorium geliefert wird. Obendrauf die unverbrennbare Platte, mit Namen, Geburts- und Sterbedatum drauf. Die liegt im Sarg, wenn jemand verbrannt wird, damit man die Asche hinterher auch richtig zuordnen kann. Normalerweise sieht man die nackte Kapsel nicht, weil die Angehörigen Extraurnengehäuse beim Bestatter kaufen. Auf denen sind dann der Name „in schön“ eingraviert oder Blumen oder sonst irgendetwas, was dem, der Verstorbenen wichtig gewesen ist. Bei Ordnungsamtsbestattungen gibt es nur die nackte, graue Urnenkapsel und darum ein schwarzes Netz. Das sieht in etwa so aus, wie ein Zitronen-, oder Orangennetz, nur in schwarz.


Ich ziehe mich um, und bereite mich innerlich darauf vor, dass ich das gleich alleine mache, also zusammen mit den Friedhofsagestellten natürlich, aber halt ohne Angehörige.

Trotzdem gehe ich vorher nochmal vor die Kapelle, um nachzuschauen, ob nicht doch jemand gekommen ist.


Und dieses Mal steht eine kleine Gruppe von Menschen vor der Kapelle.

Ich spreche sie an, und weil ich den Talar anhabe, wissen alle gleich, wer ich bin.


In der Kapelle rücken wir Stühle zusammen und sprechen über den Verstorbenen.

Erst sind sie scheu, die Friedhofskapelle ist nicht gerade gemütlich, aber irgendwann öffnen sie sich dann und erzählen. Von dem, was sie mit dem Verstorbenen verbindet; Was sie an ihm geschätzt haben; was sein Leben schwer gemacht hat; worüber er sich gefreut hat.

Und mit ihren Erzählungen wird aus der dunklen, muffigen Kapelle, mit der schmucklosen Urne im schwarzen Netz ein warmer, lebendiger Ort. Sie schmücken den Raum mit ihren Worten, und es ist als würde er inmitten ihrer Erzählungen zu neuem Leben erstehen.


Und für einen Moment stimmt es, das mit der Auferstehung der Toten.



Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius



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