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Kirche in WDR 2 | 21.03.2014 | 05:55 Uhr

Ich kenne keine Parteien mehr

"Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!" Mit diesen Worten hat Kaiser Wilhelm der Zweite 1914 sein Volk in den Krieg geführt. Dass es ein Weltkrieg werden würde, konnte er damals noch nicht wissen, aber er hätte es ahnen können. Denn mit Russland und Frankreich hatte er Gegner auf beiden Seiten.

Der Kaiser war auch Oberhaupt der evangelischen Kirche und kannte sicherlich das Jesus-Wort: "Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen." (Mt 26,52 LÜ).

Diesen Satz musste sich Petrus anhören, als er mit dem Schwert verhindern wollte, dass sein Freund Jesus verhaftet wurde. Zu Kaiser Wilhelm hätte das auch gepasst. Denn auch er dachte, er wolle nur helfen. Denn man hatte seinen Freund getötet, der wohl bald Kaiser von Österreich geworden wäre. Der Kaiser sah sich deshalb "gezwungen, zu den Waffen zu greifen".

Aber einer hätte dem Kaiser sagen können, was Jesus über Schwerter dachte. Der Kaiser war der mächtigste Mann im Staat, aber er hatte auch Ratgeber. Das waren natürlich die klügsten Köpfe. Einer der damals bekanntesten und einflussreichsten Professoren hatte auch noch mit dem Kaiser vor Kriegseintritt gesprochen. Es war der evangelische Theologe Adolf von Harnack. Aber er kam wohl auch nicht auf die Idee, seinem Kaiser zu sagen, dass Jesus die Sache mit dem Schwert und den Kriegen nicht in Ordnung fand.

Dagegen gab er ihm den entscheidenden Tipp für seine Reden1: "Ich kenne keine Partei mehr, ich kenne nur Deutsche!" 2 Der Kaiser benutzte diese Worte vor dem Reichstag. Und er rief vom Balkon seines Schlosses. "Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr"3. Da hört man den Theologen Harnack heraus. Er hatte nach einer Möglichkeit gesucht, ein zerstrittenes Volk zu einigen: Protestanten und Katholiken, Arbeiter und Industrielle, Monarchisten und Demokraten. Da kam ihm der Krieg gelegen , um zu erklären, warum gerade jetzt alle zu Schwestern und Brüder werden sollten.

Der Kaiser hörte auf seinen kirchlich gebildeten Ratgeber, und schickte sein Volk nach der Rede gleich in die Kirche, um für die Soldaten zu beten. Als nach wenigen Monaten deutlich wurde, dass die meisten von Ihnen nicht mehr zurück kehren werden, merkte auch der Theologe Adolf von Harnack langsam, dass Krieg niemals ein Mittel zum Zweck sein kann, doch da gab es kein Zurück mehr. Der Kaiser hatte das Schwert genommen und viele aus seinem Volk würden dadurch noch umkommen.

Die evangelische Kirche will in diesem Jahr, hundert Jahre nach dem Beginn des ersten Weltkrieges, besonders über ihr Verhältnis zur Politik nachdenken. Möglichkeiten die Mächtigen zu beeinflussen hatte die Kirche zu allen Zeiten. Möge sie in Zukunft die richtigen Ratschläge geben. Was Jesus damals gesagt hat, ist immer noch gültig: "Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen."

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1 Jörn Leonhard: Weltkrieg, Erster; I. Kirchengeschichtlich. Religion in Geschichte und Gegenwart, Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Vierte, völlig neu bearbeitete Auflage, Tübingen 2005, Bd. 8, S. 1443.

2 Thronrede Wilhelms II. Berlin, 4. August 1914. Verhandlungen des Reichstags, Stenographische Berichte, 1914/16, Bd. 306, 1f. (www.dhm.de/lemo/html/dokumente/wilhelm144 - 8.2.2014)

3 Zweite Balkonrede Wilhelms II. Berlin, 1. August 1914. Kriegs-Rundschau. Zeitgenößische Zusammenstellung der für den Weltkrieg wichtigen Ereigniße, Urkunden, Kundgebungen, Schlacht- und Zeitberichte. Hrsg. v. der Täglichen Rundschau. Bd. 1: Von den Ursachen des Krieges bis etwa zum Schluß des Jahres 1914, Berlin 1915, S. 43. (www.dhm.de/lemo/html/dokumente/wilhelm142 - 8.2.2014)

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