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Kirche in WDR 2 | 14.05.2022 | 05:55 Uhr
Kinoverkündigung
Nico ist eine selbstbewusste und lebensfrohe Frau. Sie ist die Titelfigur des Films „Nico“, der seit Donnerstag im Kino läuft. Nico arbeitet als Altenpflegerin und findet einfühlsam den richtigen Ton. Deshalb ist sie bei Patientinnen und Patienten beliebt.
O-Ton
01
0‘19“ – Wie, Du hattest nen Kurschatten? – Ja. – Brigitte, Du altes Luder, Du.
– Ach, das war schön. – 0‘32“ –
Hattet Ihr Sex? – Ja. – Ihr hattet Sex? – Ja, natürlich – (Lacher) – Man
genießt doch und schweigt.
Nico ist Deutsch-Perserin. Sie lebt in Berlin, spricht beinahe akzentfreies Deutsch und fühlt sich wohl hier. Doch wer sie ansieht, erkennt sofort, dass sie südländische Wurzeln hat. Und es gibt böse Zeitgenossen, die sie alleine deswegen übelst anpöbeln.
O-Ton 01 0’13“ – Sag mal, hast Du mich gerade geschubst oder was? – Du hast mich geschubst.- Ach, ich hab Dich geschubst? – Ja. 0‘47“ – Geh außen rum, los! Verpiss Dich! – Hey. – Du hast sie gehört: Geh außen rum!
Es bleibt nicht bei Provokationen. Die brutalen Angreifer, eine Frau und zwei Männer, prügeln und treten so heftig auf Nico ein, dass sie blutüberströmt das Bewusstsein verliert. Tage später betritt Nico, immer noch übersät von Blutergüssen und verpflasterten Wunden, ein Sportstudio. Sie will bei ex-Karate-Weltmeister Andy Selbstverteidigung lernen.
O-Ton 03 0‘56“ – Du
bist ein hübsches Mädchen und siehst aus wie weiß ich was. Die haben Dich
kaputt gehauen. Und sei zufrieden: Die hätten Dich auch tot machen können.
…
Trotz des begonnenen Trainings holen Nico immer wieder die Erinnerungen an den schlimmen Überfall ein. Dann schleicht sie, die Kapuze des Hoodies tief ins Gesicht gezogen, mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Selbst ihren Patienten gelingt es kaum, sie aufzumuntern.
O-Ton 06 0’35“ – Mäuschen? Das Leben ist zu kurz für so ein langes Gesicht.
Der Film Nico geht unter die Haut. Aus den Nachrichten weiß ich selbstverständlich, dass es wieder und immer öfter zu rassistisch und sexistisch motivierter Gewalt in Deutschland kommt. Der Film Nico lässt mich mitfühlen, was das bedeutet. Und wie viel Ohnmacht, Wut und Hilflosigkeit es auslöst.
Für mich als Christ ist klar: Gott liebt uns Menschen. Dabei guckt er auch nicht auf Hautfarbe oder Herkunft von Elternteilen. Und Gott fordert uns auf, unsere Mitmenschen ebenso zu lieben. Deshalb ist rassistisch oder sexistisch motivierte Gewalt ebenso unchristlich wie unmenschlich.
Versetze ich mich in Nicos Lage, erscheint es mir völlig überfordernd, von ihr zu verlangen, beim nächsten Mal nach ersten Schlägen auch die andere Wange hinzuhalten, wie Jesus es einmal beschrieb. Ich kann Nico verstehen, dass sie sich nie wieder schutzlos ausgeliefert fühlen will. Ich finde es gut, dass sie lernt, sich zu verteidigen.
O-Ton
04 0’10“ – Nie wieder tut mir jemand weh.
– Nochmal! - Nie wieder tut mir jemand weh. – Nochmal! - Nie wieder tut mir
jemand weh. – Willst Du das wirklich! -
Ja!