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Hörmal | 07.08.2022 | 07:45 Uhr
Paradies ist mehr als Palmenstrand
Wer sagt eigentlich, dass das Paradies was mit Palmenstrand zu tun hat? Du weißt schon: Hängematte und azurblaues Meer soweit das Auge reicht – ein kollektiver Sehnsuchtsort. Jetzt in der Urlaubszeit wird das wieder auf allen Kanälen gepostet, und manchmal gibt’s sogar wieder ‘ne echte Postkarte, aus Korsika oder der Karibik.
Das Paradies wartet auf dich, nur wenige Flugstunden entfernt. Ein schöner Mythos ist das. Zwei „perfekte Wochen“ ohne Krisenberichte über Klima, Krieg und Corona. Endlich mal raus aus dem Krisenmodus, warum auch nicht.
Aber ist das schon das Paradies? Ist das nicht viel zu wenig, dieses Paradies, für das man bezahlen muss? Und wer kein Geld hat, muss draußen bleiben.
Ich glaube, das Paradies ist mehr. Viel mehr. Eher wie der Garten Eden, wie es in der Schöpfungsgeschichte der Bibel heißt. Da leben Adam und Eva im besten Sinne in einer heilen Welt: mit klarem Wasser und sauberer Luft, mit reichlich Früchten von Feldern und Bäumen, und im Frieden - sogar mit giftigen Schlangen. Ein Schlaraffenland, wo Milch und Honig fließen, wie es in der Märchenversion vom Paradies heißt. Die Menschen sind glücklich, weil sie hier im Einklang miteinander leben, mit der Natur, mit ihrer Arbeit und vor allem mit Gott, der selbst übrigens auch gern in seinem Garten spazieren geht. Alles ganz ohne Airport-Shuttle und Hotel-Voucher.
„Lasst uns diese ganzheitliche Idee vom Paradies wieder zurückerobern“, sagen heute einige Menschen in der evangelischen Kirche, Stichwort „Paradising“. Demnach ist das Paradies kein Luxusgut, sondern eine lebendige Vision davon, wie wir leben wollen. Sie gibt Hoffnung und Mut selbst mitzugestalten. In globaler Verantwortung oder vor der eigenen Haustür.
Das kann dann zum Beispiel auch „Sauberzauber“ heißen: mit Zange und Müllsack und vielen anderen den Stadtteil schön machen. Oder „Paradeisen ohne Reisen“. Vielen ist es in der Karibik sowieso zu heiß. Manch einer ist glücklich frühmorgens mit der Angel am Karpfenteich oder bei einer durchtanzten Nacht am Baldeneysee oder auf Motorradtour in der Eifel. Für mich sind es auch die Glühwürmchen am Sommerabend. – So oder so: Paradies ist mehr als Palmenstrand!
In der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament wird diese Idee wieder aufgenommen, nicht als Paradies von gestern, sondern als Vision für morgen (Offenbarung 21, Vers 4). Johannes erzählt von einem „neuen Himmel“ und einer „neuen Erde“. Da heißt es wörtlich: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz.“ – „Träum‘ weiter“, wirst du dazu vielleicht sagen, und ich werde sagen: „Mach‘ ich! Das hat noch mehr (!) Spirit als ein Palmenstrand.“
Redaktion: Sabine Steinwender-Schnitzius
Im Internet:
Das kirchliche Konzept des „Paradising“ von Sarah Köhler und Constantin Gröhn unter: https://umkehr-zum-leben.de/asa/paradising (zuletzt abgerufen am: 18.07.22)