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Kirche in WDR 2 | 29.09.2022 | 05:55 Uhr
Heilige, das sind die, durch die die Sonne scheint
Christine wäre 2004 beinahe gestorben. Und Gott sei Dank ist sie das nicht. Allerdings ist ihr Leben seitdem anders. Ganz anders, denn sie hat in ihrer lebensbedrohlichen Situation eine ganz besondere Erfahrung gemacht, eine Erfahrung, die wir heute unter dem Namen „Nahtoderfahrung“ kennen.
Ab und zu telefonieren oder skypen Christine und ich miteinander und sie hat mir von ihrer Erfahrung erzählt. Ich finde das, was sie da erlebt hat, absolut interessant.
Und ich glaube ihr. Ich glaube ihr, wenn sie sagt, dass sie in
unendliches Licht eingetaucht ist und grenzenlose, bedingungslose, vollkommene Liebe
ganz unmittelbar und echt und pur erlebt hat.
In einem ihrer Bücher schreibt sie, dass sie bis zu ihrer Nahtoderfahrung schon
auch sicherlich irgendwie ein netter Mensch gewesen war. Sie sagt aber heute,
dass bis dahin ihre Freundlichkeit von Eigennutz bestimmt war: Sie
wollte von anderen nett und liebenswert gefunden werden. Darum ging es ihr. Und
genau das änderte sich mit ihrer Nahtoderfahrung, denn was sie da erlebt hat, ganz
eingetaucht in warmes Licht, war komplett bedingungslose überwältigende Liebe. Und das hat sie verändert. Ihr Mitgefühl
und ihre Herzlichkeit haben jetzt eine ganz andere Tiefe. Jetzt hat sie eher
den Eindruck, dass genau dieses Licht, dass diese Liebe so etwas wie durch sie
hindurch in diese Welt hineinstrahlten möchte. Sie sagt, dass ihre Nahtod-Erfahrung
in ihr eine ganz tiefe Liebesfähigkeit, und echte Herzlichkeit hervorgerufen
hat.
Mir fällt dazu eine alte Geschichte ein, die ich mal gehört habe: Ein Kind, schaut sich in einer Kirche die Kirchenfenster an und entdeckt in den bunten Glasfenstern Bilder von Heiligen. Als die Sonne von draußen durch diese Fenster in die Kirche scheint, strahlen die Farben sehr klar und bunt und das Kind ist total fasziniert von den leuchtenden Farben und schaut sich die dargestellten Heiligen ganz genau an, die in den Fenstern leuchten. Irgendwann später wird das Kind im Reliunterricht gefragt, was denn ein Heiliger sei, und das Kind antwortet:
„Heilige, das sind die, durch die die Sonne scheint.“
Genau. Und ich finde, auf diese Weise, Heilige zu werden, das ist genau der Job von Menschen, die sich durch Gott berührt fühlen: Sich von dieser bedingungslosen Liebe treffen zu lassen und dafür transparent und durchlässig zu werden, damit sie auch durch uns in die Welt hineinscheinen kann.
Heute – am Tag des heiligen
Michael – dem Erzengel, der laut
Legende alles, was nicht Liebe war, aus dem Himmel rausgeschmissen hat, sind
mir zwei Dinge wichtig:
1.
Im
Göttlichen Kontext gibt es nur: Absolute, bedingungslose Liebe, alles andere
hat da einfach keinen Platz.
Und
2.
Nur Karnickel
können Karnickel zeugen. Nur Licht ist in der Lage dafür zu sorgen, dass es
hell wird. Nur Liebe kann Liebe hervorrufen.
Wenn Gott will, dass wir über uns selbst hinauswachsen, dann wird und kann er
das nur mit seinem Geschenk der vollkommenen und absoluten Liebe erreichen.