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Kirche in WDR 2 | 27.09.2022 | 05:55 Uhr

Dickstrichkette

Ja, auch Sie sind schon mal über eine Dickstrichkette gelaufen in Ihrem Leben. Glauben Sie mir, das haben Sie schon mehrmals gemacht.

Als die Dickstrichkette 1952 in Deutschland eingeführt wurde, da ging es ums nackte Überleben. Auf Deutschlands Straßen gab es – Wirtschaftswunder sei Dank – immer mehr Autos. Und dadurch wurden die Unfälle auch immer mehr. Die Städte mussten was tun. Wie die Fußgänger schützen? Eine Markierung auf den stark frequentierten Übergängen war die Lösung.

Das Problem war, dass anfangs keine Sau verstanden hatte, was die dicken weißen Striche auf der Straße eigentlich sollten. Vor allem den Autofahren war nicht klar, was zu tun war. Und der Name, den die Verkehrsbeamten der Markierung gaben, half wenig. Das war so ein klassisches Bürokraten-Wort-Monster: Dickstrichkette.

Dem Hamburger Abendblatt ist es zu verdanken, dass binnen eines Jahres alle wussten, was zu tun ist[1]. Weil es einfach zu viele Unfälle auf Hamburgs Straßen gab, startete die Zeitung 1954 eine Verkehrskampagne. Und weil in der Redaktion ja Leute arbeiten, die sich mit Sprache auskennen, war denen klar: Wir brauchen ein anderes Wort als „Dickstrichkette“. Und so sind die im Abendblatt auf „Zebrastreifen“ gekommen. Und hatten gleich noch ne gute Abkürzung dafür parat: ZEBRA gleich: „Zeichen ein besonders rücksichtsvollen Autofahrers“. Schnell wurde noch ein schönes Logo mit nem Zebra geschaffen und ein Aufkleber für die „besonders rücksichtsvollen Autofahrer“.
Den konnten die sich an ihren Wagen pappen, und so wurde in Windeseile kommuniziert, dass an Zebrastreifen den Fußgänger*innen der Vortritt gegeben wird.

Tja. Auf die Sprache kommt es eben an. Dickstrichkette oder Zebrastreifen: Wörter können so viel ausmachen. Und ja, dabei geht es auch darum, ob ein Wort „sexy“ ist oder nicht. Wie gut, dass die Zeitungsleute damals beim Straßenverkehr dem Beamtendeutsch geholfen haben. Und manchmal würde ich mir so ne Hilfsaktion auch für meine Kirche wünschen. Wir bei Kirchens pflegen ja einen ganzen Zoo von Wortungetümen. Unser Kirchensprecher besitzt so viele Begriffe, die sind weder sexy noch selbsterklärend….Oder wissen Sie, was ein*e Pastoralreferent*in ist? Das sind Männer - und auch Frauen -, die sind kein Priester und helfen in der Seelsorge, meist ganz praktisch. Das Wort klingt aber schon so verstaubt-bürokratisch, dass da von selbst keiner drauf kommt, dass das eigentlich tolle und hochkompetente Leute sind.

Ich will jetzt hier gar nicht zu weit das Gitter zum Zoo der gruseligen Kirchenwörter öffnen, denn da könnte ich ja bis morgen sprechen. Glauben Sie mir: wir bei Kirchens haben genug katholische Wortungetüme in petto. Transsubstantiation, Messintention, Kommunion, Absolution. Das sind nur ein paar von denen, die auf „-ion“ enden. Wir haben unsere eigentliche Botschaft derart zugepflastert mit „Dickstrichketten“ – kein Wunder, dass nur noch wenige checken, was wir von Kirchens da eigentlich sagen wollen. Ob Gott über uns Kirchenbürokraten längst verzweifelt ist, das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber: seine Botschaft ist eigentlich glasklar und einfach: Du bist unendlich geliebt. Punkt.


[1][1] https://www.abendblatt.de/nachrichten/article120842270/Wie-die-Redaktion-auf-den-Zebrastreifen-kam.html

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