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Kirche in WDR 2 | 09.11.2022 | 05:55 Uhr

In guten und in schlechten Zeiten

Wir sind uns fast in die Arme gefallen vor Freude. Aber irgendwie waren wir uns dann doch unsicher, ob das passt, ob wir uns gut genug kennen, dafür. Schade eigentlich, denn ich glaube, es hätte uns beiden echt gut getan.

Die Frau aus meiner alten Gemeinde und ich – wir haben uns so sehr gefreut, uns zu wiederzusehen, weil unsere letzte Begegnung so unendlich traurig war. Einige Zeit zuvor hatte ich ihr erstes Kind beerdigt. Es war gestorben, noch ehe es geboren wurde. Das Schlimmste, was der Frau und ihrem Partner je geschehen konnte. Nach der Beerdigung habe ich ihnen geschrieben, oft an sie gedacht, für sie gebetet. Und nun kommt sie mit einem Kinderwagen ins Pfarrheim, ihr zweites Kind liegt darin und schläft ganz friedlich. Das Baby ahnt nicht, welche Gefühlsdichte seine Mama und ich gerade spüren: Denn alles ist in diesem Moment wieder da: Wir denken an das lange Gespräch, das wir vor der Beerdigung miteinander hatten und eben an diesen Tag des Abschieds, bei dem so viel Liebe im Raum war und auch Hoffnung – Hoffnung darauf, dass dieses Kind jetzt ganz friedlich bei Gott zuhause ist.

Und dann gucken wir in den Kinderwagen und sind auch darüber überwältigt. Ja, es war eine wirklich dichte Begegnung zwischen uns. Wie jede bisher.

Und dann sagt die Frau: „Ich habe so gehofft, dass Sie heute hier sind und dass Sie unser Kind taufen!“ Dieser Satz von ihr geht mir durch Mark und Bein. Ehrlich gesagt treibt er mir bis heute manchmal die Tränen in die Augen. Denn: Sakramente zu spenden ist mir als Pastoralreferentin nicht erlaubt. Es sei denn, es ist eine Notsituation aber diesem kleinen Kind im Wagen ging es prächtig. Zu gut, als dass ich ihn hätte taufen dürfen. Und bei dieser Begegnung spürte ich wieder einmal: Das kann man doch keinem Menschen schlüssig erklären! Dass ich zwar ihr verstorbenes Kind mit ihnen begraben darf aber ihr lebendiges nicht taufen. „Das darf ich leider nicht, fürs Taufen sind die Priester zuständig“ brachte ich auch nur hervor. Ziemlich kümmerliche Antwort auf ein so nachvollziehbares Anliegen. Für diese Eltern war ich die Seelsorgerin, die sie kannten, der sie vertrauten - wir waren einander verbunden. Und das bleibt auch so – mindestens von meiner Seite. Ich werde sie und ihre Kinder nie vergessen, immer wieder für sie beten. Das gehört zu meinem Seelsorgerinnendasein. Ebenso wie für mich das willkommen heißen in dieser Kirche dazugehört. Von meiner Seite ist klar: Gerne würde ich Menschen taufen. Und ich war in diesem Moment wieder einmal traurig über - und mächtig wütend auf meine Kirche.

Ich ahne schon manche Reaktionen auf diesen Beitrag. Menschen werden mir sagen: „Frau Bans, warum tun Sie sich das immer noch an mit der Kirche? Die sind einfach zu weit weg von den Menschen!“. Mit „die“ sind dann meist die Entscheidungsträger gemeint. Und auch ich spüre beinahe täglich, wie weit so manche Lehrmeinung vom Leben, von den Fragen und Erkenntnissen der Menschen entfernt ist. Zu weit!

Zugleich spüre ich – Gott sei Dank – aber auch beinahe täglich, dass „Kirche“ aus so vielen Menschen besteht, die hartnäckig für die Anliegen der Menschen eintreten. Die nicht aufhören, an Entscheidungen zu rütteln, auf dass er sich bewegt, dieser schwere Dampfer Kirche. Und er bewegt sich!

In den Bistümern Essen und Rottenburg-Stuttgart werden inzwischen Kinder und Erwachsene auch von Frauen getauft und auch von Männern, die nicht geweiht sind. Zwei Bistümer sind ein guter Anfang. Mehr aber auch nicht. Deshalb bleibe ich und bleibe laut. Auch das gehört zu meinem Seelsorgerinnendasein.

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