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Hörmal | 13.11.2022 | 07:45 Uhr

Volkstrauer

Meine Klosterkirche in Duisburg-Hamborn ist zugleich eine Pfarrkirche, die über 1000 Jahre alt ist. Und wie das früher meist so üblich war, liegt der Friedhof unmittelbar an der Kirche, quasi um die Kirche herum. Seit 1000 Jahren werden hier Menschen beerdigt. Und das
hat dazu geführt, dass sich das Bodenniveau des Friedhofs immer mehr angehoben hat. Heute muss ich daher aus der Kirche heraus zwei Stufen hinaufsteigen, um direkt auf den Friedhof zu gelangen. Und wenn ich das mache, überlege ich manchmal, wer hier wohl alles bestattet liegt – irgendwie unvorstellbar – vor allem wenn ich mir dann noch klarmache, dass hinter jedem und jeder Verstorbenen ja auch eine ganze Lebensgeschichte steht. Im Laufe der Zeit wurden wohl die allermeisten Menschen vergessen, und Totenregister zu den einzelnen Grabstätten auf dem Friedhof, wo wer liegt, die gibt es noch nicht so lange.

Daran muss ich heute am Volkstrauertag denken, an dem der unzähligen Opfer von Krieg und Gewalt gedacht wird. Wie viele von ihnen sind wohl auch nicht bekannt? Sonst brauchte es ja keine Gedenkstätten für den „unbekannten Soldaten“ oder die „namenlosen Opfer“.

Bei uns auf dem Gemeindefriedhof gibt es keine Gedenkstätte für den „unbekannten Soldaten“ – wohl aber eine kleine Kapelle für die vielen Opfer von Krieg und Gewalt. Darin sind zumindest die Namen der Gefallenen aus dem Zweiten Weltkrieg auf großen Gedenktafeln aufgeführt, obgleich die Kapelle älter ist, wie es eine Inschrift auf einem Stein verrät. Ein erster Bau ist demnach bereits 1874 errichtet worden und trug den Namen Theodor. So heißt die Kapelle bis heute und erinnert an den heiligen Theodor, denn der ist Patron der Soldaten. Das hängt wohl damit zusammen, dass Theodor ein einfacher Soldat war und in der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian im Jahr 306 getötet wurde. Theodor gehorchte nämlich seinem Gewissen mehr als den Befehlen des Kaisers und betete nicht die heidnischen Götter der Römer an, sondern bekannte: „Ich bin bei meinem Christus, war es und werde es sein.“[1]

Ich komme noch einmal zurück auf den heutigen Volkstrauertag. Der wurde im Anschluss an den Ersten Weltkrieg eingeführt auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Das Anliegen scheint leider zeitlos und international relevant zu sein: Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt.

Immerhin: Solch einen Gedenktag kennen auch die Ukraine und Russland. Dort geht er zurück auf den 22. Juni 1941, den Tag des Einmarsches deutscher Truppen in Russland. Dieser Gedenktag gilt als Tag der Trauer und erinnert an die Kriegstoten. Was haben die Menschen in der Ukraine und auch in Russland wohl dieses Jahr am 22. Juni, an ihrem Volkstrauertag gedacht? Wieder gibt es Tote zu beklagen, auf beiden Seiten. Und teilweise sind sie noch nicht einmal identifiziert. Hört denn Krieg niemals auf? Wo sind die Menschen, die ihrem Gewissen folgen wie der heilige Theodor – auch gegen kriegstreibende Machthaber?

Wahrscheinlich bleibt das auch heute noch gültig, was Joachim Gauck als Bundespräsident beim Volkstrauertag 2016 sagte: „Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“[2]



[1] Vgl. Legendea Aurea, Freiburg 2014, 2139.

[2] Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Volkstrauertag#cite_ref-Heuss_48-1

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