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Kirche in WDR 2 | 21.04.2023 | 05:55 Uhr

Vergebung

Als er nach dem Autoschlüssel greift, horcht er noch einmal in die Stille des Hauses hinein. Aber da ist nichts, kein Laut, alle schlafen. Niemand wird ihn hören, wenn er jetzt geht. Niemand wird ihn vermissen, bis sie morgen früh aufwachen. Aber dann wird es zu spät sein.

Er wünscht sich, es wäre nicht so weit gekommen. Und dass er rechtzeitig aufgehört hätte. Aber er hat es nicht wahrhaben wollen, dass er sich verrannt hat. Dass er sich immer weiter hineinreitet. Und alle anderen mitreißt.

Jetzt ist sein Kartenhaus zusammengebrochen. Und er müsste die Konsequenzen tragen. Aber das kann er nicht. Genau das ist ihm heute Nacht erschreckend klar geworden: Er kann mit dieser Schuld nicht leben. Er kann sich der Verurteilung nicht stellen, die ihn erwartet. Durch das Gericht und durch die Nachbarn, die Kollegen, die Freunde, die dann keine mehr sein werden.

Viele werden sagen, dass das feige ist, was er jetzt vorhat. Aber auch das kann ihn nicht zurückhalten. Er fühlt sich wie in einem Tunnel. Wo man nicht nach rechts schauen kann und nicht nach links. Sondern nur geradeaus auf das, was er in dieser Nacht tun will.

Während er nun also ins Auto steigt, ist ihm nicht bewusst, wie vielen Menschen er wehtun wird. Seiner Frau, seinen Kindern, seinen Geschwistern, seinen Eltern. Sie alle werden diese Nacht ihr Leben lang nicht vergessen. Obwohl sie gar nicht unmittelbar dabei gewesen sind. Trotzdem werden sich alle immer wieder fragen: Hätten wir das verhindern können? Haben wir irgendeine Schuld? Hätten wir vor Ort sein können? Oder im Vorfeld irgendetwas machen, damit alles anders gekommen wäre?

Tatsächlich muss sich niemand einen Vorwurf machen. Die Schuld liegt ganz allein bei ihm. Das würde er jederzeit bestätigen. Beschwören, wenn nötig. Aber wenn das passiert, was er tun will, dann kann er nichts mehr beschwören. Dann werden die Fragen bleiben. Und die Vorwürfe. Weil niemand mehr da ist, der sie entkräften könnte.

Die einzige Alternative zu dem, was er vorhat, ist Vergebung. Keine Vergebung vom Gericht, denn das wird ihn sicher verurteilen. Aber Vergebung von den Menschen, die ihm wichtig sind. Wenn nicht von allen, dann wenigstens von einigen. Und - natürlich müsste er sich auch selbst vergeben. Müsste versuchen, es zu lernen mit der Zeit, ganz allmählich. So wäre Leben möglich. Auch für ihn. Obwohl er sich das gerade überhaupt nicht vorstellen kann.

Genau deswegen ist in der Bibel „Vergebung“ so ein wichtiges Wort. Als Option für uns. Und als Zusage von Gott. Dadurch wird nichts weggezaubert oder ungeschehen gemacht. Aber mit Vergebung bleibt das Leben möglich. Für jeden.



Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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