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Hörmal | 29.05.2023 | 07:45 Uhr
Große Party!
Sie weiß auch nicht, was sie
sich dabei gedacht: Zu einer Party zu gehen, auf der sie niemanden kennt? Aber
absagen wollte sie auch nicht. Sie hält sich an Zusagen. So ist sie eben.
Aber jetzt steht sie hier. Und weiß nicht, mit wem sie reden soll. Sie kennt ja
niemanden. Ein paar Gesprächsversuche sind im Sande verlaufen. Was machst du
beruflich? Hast du Hobbies? Familie? Im Hintergrund wummert die immer gleich
klingende Musik. Das Bier in ihrer Hand ist schon warm geworden. „Wie komme ich
hier raus?“, fragt sie sich. „Wann kann ich gehen, ohne unangenehm aufzufallen.
Sie verpasst den Zeitpunkt –
zum Glück - und erlebt die Party ihres Lebens.
Irgendetwas ist plötzlich anders. Die Menschen sind wie verwandelt. Eben noch
wortkarg, ja stumm. Und jetzt offen, fast redselig. Es kommen immer mehr.
Langsam wird es eng. Die Stimmung steigt. Jemand spricht sie an. Und irgendwann
ist sie mittendrin. Im Gespräch. Lernt Menschen kennen, die so ganz anders
sind, als sie selbst. Sie fragt nach, erzählt, hört zu, diskutiert und lacht
mit den anderen. Irgendwann fängt einer an zu tanzen. Sie tanzt mit. In der
Masse. Singt zur Musik. Es regnet Konfetti. Bunt und glitzernd. Sie merkt, wie
sich die kleinen Schnipsel festsetzen in ihren Haaren, in ihrer Kleidung. „Kann
bitte jemand genau jetzt die Zeit anhalten?“, denkt sie.
So stelle ich mir Pfingsten
vor. Als fette Party. Für Groß und Klein. Jung und Alt. Wir stehen dicht
beieinander, sind begeistert, Feuer und Flamme. In all unserer Verschiedenheit:
Unseren unterschiedlichen Sprachen, Begabungen, unserer Sicht auf die Welt.
Wir lassen uns mitreißen von guter Musik, Licht und Stimmung. Wir singen und
tanzen. Ausgelassen. Voller Leichtigkeit. Ohne einen Gedanken an den Morgen
danach.
Wir lernen neue Menschen kennen, Gesichter, Geschichten, Sprachen. Die Stimmen,
die Musik, all das vereint sich zu einer neuen, großartigen Melodie. An jedem
von uns setzen sich kleine Glitzerpunkte fest. Großzügig über uns
ausgeschüttet. Wie Konfetti. Nur schöner. Ich ahne: Das ist mehr, als wir
selbst machen und gestalten können. Wir sind bewegt, ja beschwingt durch eine
Kraft, die größer ist, als unser Geist fassen kann.
„Heiliger Geist“, sagen die einen, „Energie“ die Anderen. Nenn es, wie du willst. Am Ende zählt: Wir sind verbunden! Über Grenzen, Sprachen, Unterschiede hinweg. Als Kinder Gottes! Durch etwas, was sich schlecht beschreiben, aber wunderbar erleben lässt. Frohe Pfingsten!
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius