Beiträge auf: wdr2
Hörmal | 04.06.2023 | 07:45 Uhr
Das Tischtuch vom letzten Abendmahl
Auch wenn viele Fragen nach der Geschichte und der Echtheit vom Abendmahlstuch offen bleiben: Ich finde interessant, dass Menschen durch die Jahrhunderte hindurch diesen Stoff erhalten und verehren. Offensichtlich sind es Hilfen, um sich etwas konkret vorzustellen, so, als ob man dabei gewesen wäre. Denn die Chance, nach Jerusalem zu fahren und selbst einmal nachzusehen, wie das wohl früher einmal war, diese Chance hatten in früheren Jahrhunderten nur wenige Menschen. Da war es schon einfacher, zum Beispiel nach Mönchengladbach zu pilgern, um dort etwas aus Jerusalem zur Zeit Jesu zu sehen. So erklären sich viele Reliquien hierzulande aus Jerusalem und Israel.
Ich stelle mir jedenfalls vor, dass es bei dem Abendmahl Jesu irgendwie feierlich zugegangen sein muss. Immerhin, es war der Vorabend von einem großen jüdischen Feiertag. Und zu einem Fest gehört doch ein festlich gedeckter Tisch – mit Kerzen, Blumen, Schalen, Bechern, leckeren Speisen. Wahrscheinlich lag Jesus sogar damals mit seinen Aposteln zu Tisch. Das war zumindest bei den Römern damals so üblich. Jedenfalls gibt es spätantike Buchmalereien und Mosaike, die das Abendmahl Jesu so darstellen – mit einem Tisch, der sogar mit einem weißen Tuch bedeckt ist. Später haben Künstler dann das Tischtuch vom Abendmahl Jesu sogar so gemalt, als ob es frisch aus der Mangel käme: Da sieht man jede Falte längs und quer. Und damit haben die Künstler ganz versteckt auf eine andere Bedeutung des Abendmahles hingewiesen, nämlich das Mahl vor dem Tod Jesu am Kreuz. Aber das ist wieder eine andere Geschichte, die mit einem großen Ereignis endet, das an Ostern gefeiert wird. Ich bin aber gespannt, ob solche kreuzförmigen Falten auch im Abendmahlstuch von Mönchengladbach zu sehen sind. Das herauszufinden, wäre heute am letzten Tag der Heiligtumsfahrt noch möglich und dann erst wieder in sieben Jahren. Ich werde es leider nicht mehr schaffen. Aber vielleicht haben Sie ja noch die Möglichkeit nachzusehen.