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Hörmal | 08.06.2023 | 07:45 Uhr

Sehen statt schmecken

Das Auge isst mit. Das denke ich mir oft, wenn ich zum Essen eingeladen werde. Und es macht ja auch viel aus, wie das Essen präsentiert und serviert wird. Beim Buffet, zum Beispiel: Sind die einzelnen Speisen schön angerichtet oder ist alles nur lieblos hingedonnert in großen Schüsseln und Warmhaltewannen? Sind die Platten mit Gemüse, Fleisch und Fisch dekoriert? Steht alles durcheinander oder gibt es eine überlegte Reihenfolge von Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch? Überhaupt Nachtisch: Wenn Eisvariationen mit einer Soße auf dem Teller so dekoriert sind, dass es wie ein Gemälde aussieht, dann zögere ich einen Moment anzufangen. Und irgendwie schmeckt es auch besser. Das Auge isst eben mit.

Wissenschaftler haben den Zusammenhang von Sehen und Schmecken untersucht.[1] Und das Ergebnis ist ganz klar. In Bruchteilen von Sekunden gibt das Auge die Informationen an das Gehirn, das dann vergleicht: Kenne ich das Obst oder Gemüse? Ist der Apfel faul oder nicht und damit genießbar oder nicht? Und schon fällt die Entscheidung, das ist gut zu essen und schmeckt obendrein – oder eben nicht. Das Auge ist einfach schneller als die Nase. Kein Wunder, dass kleine Kinder, die noch nicht so viele Lebensmittel kennen, lieber Fleisch, Bohnen und Kartoffeln eindeutig getrennt mögen als Suppen und Eintöpfe, wo alles zusammen auf den Teller gegeben wird. Denn es geht vor allem ums Wiedererkennen.

Das Auge kann allerdings auch den Geschmack überrumpeln. Ein grün eingefärbter Erdbeersaft schmeckt dann auf einmal nach Kiwi oder ein gelbgefärbter Kirschsaft nach Zitrone. Also isst das Auge nicht nur mit, es bestimmt sogar den Geschmack, indem es das Gehirn täuscht. Also wäre es manchmal gar nicht so schlecht, einfach die Augen zu schließen, um zu genießen, damit Geruch und Geschmack zu ihrem Recht kommen.

Warum ich das alles erzähle? Weil heute ein katholisches Fest gefeiert wird, bei dem es auch darum geht, dass das Auge mitisst. Es geht um ein kleines Stückchen Brot, das kunstvoll dekoriert und präsentiert wird. – Wobei: Das Brot schmeckt eigentlich nach nichts. Aber das Auge soll heute, an Fronleichnam voll auf seine Kosten kommen: Immerhin das Brot wird in einem prächtigen Schaugefäß ausgestellt, das meist vergoldet ist. Soll hier vielleicht auch das Auge das Gehirn überlisten, wie bei den gefärbten Säften?

Zugegeben, das, was hier gezeigt wird, davon sagen die Katholiken, das ist nicht nur einfaches Brot, das ist viel, viel mehr: Da zeigt sich Gott in einfachster Form, als Grundnahrungsmittel. Dahinter steckt der Gedanke: Gott ist so notwendig wie das tägliche Brot, egal was du da siehst und was du da schmeckst, denn Auge und Geschmack können sich ja täuschen.

Und genau das hat schon ein Theologe aus dem Mittelalter auseinandergehalten, Thomas von Aquin. Der lebte im 13. Jahrhundert, in der Zeit, als die Freude am Sehen dieses Brotes große Bedeutung bekam. Thomas schrieb dazu ein Lied, indem es von dem Brot heißt:

Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir. Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.

Und in der zweiten Strophe dann:

Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.

Und die Botschaft ist eben die: Hinter dem, was du siehst und schmeckst, steckt vielleicht mehr, als du denkst, so als ob das Auge mitisst.


[1] Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=9aFn16mAAmo.

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