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Kirche in WDR 2 | 01.07.2023 | 05:55 Uhr

Gott fühlen

Ich bin 15 oder 16 Jahre alt und irgendwer fragt, ob ich eine kleine Andacht in unserer Jugendgruppe halten möchte. Ich habe das zwar noch nie gemacht, aber ich suche sofort nach passender Musik. Mein Blick fällt auf meine Lieblings-CD, den Filmsoundtrack von „Romeo und Juliet“. Mein Vater ist Englischlehrer und hat mit mir im Kino die Neuverfilmung des Shakespeare Klassikers von Baz Luhrmann geguckt. Meinem Papa geht es um meine literarische Bildung, mir um Romeo, den Leonardo DiCaprio spielt. Wochenlang schwelge im Drama der verbotenen Liebe und das geht natürlich nur mit der passenden Musik! Ein Lied auf der CD heißt „Everybody´s free to feel god“, also „jeder ist frei, Gott zu fühlen“ und mir ist klar, das ist mein Andachtsthema!

Ich kann mich nicht erinnern, dass es eine Reaktion auf die Musik gab. Woran ich mich allerdings genau erinnern kann, ist der Moment, in dem ich später noch mal auf die CD-Hülle gucke und denke: „Da ist ja ein O zu viel!“ Da steht nicht God, sondern good. Im Lied heißt es also „jeder ist frei, sich gut zu fühlen“ und nicht „jeder ist frei, Gott zu fühlen.“ Zuerst ist mir das ziemlich peinlich, aber im Rückblick frage ich mich: Wo ist da eigentlich der Unterschied?

Zuerst mal finde ich beides gar nicht so frei und einfach, „mich gut fühlen“ genauso wenig wie „Gott fühlen“. Lange habe ich geglaubt, dass „Gott zu fühlen“ noch viel schwerer ist, als „mich gut zu fühlen“.

Aber dann habe ich im Februar auf einer Fortbildung Bibelverse und kleine Bibelerzählungen in Szene gesetzt. Ohne viel zu überlegen, zu zweit oder dritt, ohne Worte, nur etwas mehr als ein Standbild. Und ich habe gesehen und gespürt, wie Gott sich anfühlt: Genau richtig, nicht zu wenig, nicht zu viel. Gott fühlt sich an wie das, was ich wirklich brauche. Gott fühlt sich an wie eine sanfte, vorsichtige, zurückhaltende und doch so wunderbare warme Hand auf meiner Schulter, der ich mich immer mehr entgegenhalte, bis ich mich endlich traue, mich mit meinem ganzen Gewicht anzulehnen. So dass dann aus dieser Hand ein Arm wird, der mich zu einer warmen Schulter führt und ich mich dort ausruhen kann (Psalm 139, 5, 7ff)).

Im spontanen Spielen von Bibelszenen habe ich erfahren: Gott fühlt sich für mich gleichzeitig ruhig und überraschend, irritierend und verlässlich an. Und das ist irgendwie total verführerisch, dadurch kann ich, kann alles sich verändern. Vor allem aber fühlt sich Gott so an, dass ich mich gut fühle. Nicht weil ich oder jemand anders oder sogar Gott etwas Grandioses getan hätte, sondern weil Gott mir zeigt, was ich wirklich brauche und mir den Weg dahin öffnet.


Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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