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Kirche in WDR 2 | 24.07.2023 | 05:55 Uhr
Keiner von denen da oben
„Nehmen Sie es einfach als spannende Herausforderung, bei der noch vieles offen ist und die Ihnen eine Fülle von Chancen bietet.“
Mit diesen blumigen Worten beendet der Abteilungsleiter seine Ansprache. Und sie sitzt da, mitten unter den Kolleginnen und Kollegen, und möchte am liebsten losheulen. Weil das bestenfalls Schönfärberei ist, was sie da gerade gehört hat. Von wegen vieles offen! Die wesentlichen Punkte sind bestimmt alle längst festgezurrt. Die Konzernleitung will sich vermutlich nicht in die Karten gucken lassen. Deswegen tun die so, als würden sich nun alle gemeinsam auf den Weg machen. Hin zu neuen Chancen und neuen Erfolgen. In Wirklichkeit geht es um drastische Kürzungen! In allen Bereichen!
Der Abteilungsleiter hat die Kürzungen mit dem leergefegten Arbeitsmarkt begründet. Aber sie hat den Verdacht, dass das nur eine Ausrede ist. Eine willkommene Gelegenheit, um Stellen abzubauen, somit Geld zu sparen und die Rendite zu steigern. Wie die Angestellten in Zukunft die Arbeit schaffen sollen, das spielt bei diesen Plänen keine Rolle!
Als jetzt nach und nach alle aufstehen, sieht sie in viele entsetzte Gesichter. Auch sie selbst ist richtig bedient. „Wenn die da oben wenigstens ehrlich wären!“, denkt sie. „Wenn sie uns sagen würden, was Sache ist. Was sie vorhaben und was das für uns bedeutet. Anstatt so zu tun, als wäre mit ein bisschen Mut und gutem Willen alles ganz gut zu schaffen.“ Richtig für dumm verkauft fühlt sie sich. Und ist damit in der Belegschaft weiß Gott nicht allein.
Übrigens weiß Gott tatsächlich, was sie erlebt und was ihr bevorsteht. Und im Gegensatz zur Konzernleitung interessiert Gott auch, wie es ihr dabei geht. Und wie sie das alles schaffen soll.
Denn Gott ist keiner von „denen da oben“. Deswegen gibt es bei ihm kein Schönreden und keine falschen Versprechungen. Er erzählt uns nicht, dass das Leben einfach ist und dass alles gut wird. Sondern Gottes Verheißungen wissen, dass das Leben manchmal ganz schön schwierig ist. Traurig, frustrierend und gepflastert mit Enttäuschungen und Unsicherheiten. Gott zaubert das alles nicht weg. Aber er hilft uns, damit zurechtzukommen. Gott gibt uns die Zusage, dass wir mehr Kraft bekommen, als wir uns selbst geben können. Auch mehr Mut und Zuversicht oder was wir sonst brauchen. Damit es möglich wird, unser Leben zu bewältigen. Mit allem, was da gerade aktuell drin ist. Oder noch kommen wird.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
