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Kirche in WDR 2 | 28.07.2023 | 05:55 Uhr

Das N-Wort

Als unsere Tochter fünf oder sechs Jahre alt ist, machen wir uns abends vor dem Schlafengehen einen Spaß und dichten Schlaflieder um. Ziemlich albern. „Der Mond ist aufgegangen“ gehört dazu. „…und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba“ singen wir dann, und ich sehe sie noch, wie sie sich krümmt vor Lachen. Denn einen weißen Schwarzen kann’s ja gar nicht geben. Heute ist unsere Tochter 21, interessiert sich für die „Black lives matter“-Bewegung in den USA und geht immer wieder auf Demos, wenn’s um die Rechte von Minderheiten geht. Dass man das „N-Wort“ heute meidet, ist für sie selbstverständlich.


Für mich vollkommen unverständlich ist, was der Ravensburger Verlag gemacht hat. Er hat zwei Jugendbücher zu Winnetou wieder aus dem Programm genommen. Der Vorwurf: Rassismus. Die Begründung: Die Angehörigen indigener Völker werden in den Geschichten ziemlich klischeehaft dargestellt. In den Medien sind Pro und Contra damals heftig diskutiert worden. Auch die Karl-May-Bücher und -Filme haben plötzlich wieder zur Debatte gestanden.

Bei Pippi Langstrumpf hat es den Eingriff in den Text längst gegeben. Wenn Eltern ihren Kindern daraus vorlesen, stoßen sie heute auf den „Südsee-König“, sobald die Heldin mit den roten Zöpfen von ihrem Vater erzählt. In unserer alten Ausgabe steht da noch das N-Wort.

Ich weiß, Kinderbücher sind für alle Kinder gemacht. Und wenn darin rassistische Begriffe vorkommen, können sie Menschen verletzen. Ich persönlich habe nichts gegen den Südseekönig. Und doch wünsche ich mir dann mindestens eine Anmerkung im Text, dass hier früher das N-Wort gestanden hat. Wann Astrid Lindgren das Buch geschrieben hat, und wie alltäglich Rassismus damals gewesen ist. Wie sonst sollen junge Leserinnen und Leser lernen, dass Texte eine Geschichte haben?


Sollen wir etwa alle biblischen Texte überarbeiten, bis nichts mehr von Gewalt und Sexismus, Krieg und Unterdrückung darin vorkommt, sondern nur noch der liebe Gott? Die Reformation vor 500 Jahren, die Aufklärung im 18. Jahrhundert, die Demokratie, in der wir heute leben, all das hat unsere Sicht auf die Bibel verändert. Wir brauchen Frauen nicht zu diskriminieren, bloß weil sie in vielen biblischen Texten diskriminiert werden. Wir Menschen sind ja lernfähig. Gerade deshalb will ich, dass die Texte bleiben, wie sie sind. Dass man das auch in modernen Übersetzungen lesen kann. Bei Pippi Langstrumpf und Winnetou genauso wie bei König David und dem Apostel Paulus. Damit wir sehen, wie das gewesen ist. Wie Menschen vor uns geredet und gedacht haben. Damit wir uns kritisch damit auseinandersetzen. Sonst werden wir nie erwachsen.



Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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