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Kirche in WDR 2 | 08.08.2023 | 05:55 Uhr
Kindergeschichten
Kennen Sie das auch? Geschichten aus ihrer Kindheit, die immer mal wieder zum Besten gegeben werden?
Sie haben sich so in das
kollektive Gedächtnis der Familie eingebrannt, dass sie einen bis ins
Erwachsenenalter begleiten. Da gibt es die Geschichte, die man einfach nicht
loswird, weil sie zu jeder noch so passenden und unpassenden Gelegenheit
erzählt wird.
Diese Geschichten fangen immer ungefähr so an: „Das hat der ja schon als
kleines Kind gerne gemacht, ich kann mich noch gut erinnern, wie er…“. Dann heißt
es meist für die betroffene Person: stark sein und aushalten!
Interessanterweise werden die Geschichten aus der Kindheit mit zunehmenden immer
stärker ausgeschmückt.
In gewisser Weise kann man das
auch für die biblischen Kindheitsgeschichten sagen. Im Mittelpunkt steht oft
die Frage, wie diese Kinder ihren besonderen Auftrag von Gott bekommen. Eine
davon finde ich besonders interessant, weil sie so lebensnah ist. Sie erzählt
von Samuel, der ein wenig braucht, bis er versteht, wohin sein Weg führen wird.
Wer mit jungen Menschen zusammenlebt, sie begleitet, der weiß, wie schwer es
für Heranwachsende heute ist, den richtigen Weg für sich zu finden. Der weiß,
wie schwer es fällt, an der Seitenlinie zu stehen und zu hoffen, dass die Kinder
nicht falsch abbiegen.
Die Geschichte von Samuel lehrt Geduld mit Heranwachsenden. Dreimal vertut sich
der Junge. Dreimal versteht er es einfach nicht, wozu er eigentlich berufen
ist. Mehrfach bereitet er seinem – wie wir heute sagen würden - Pflegevater
eine schlaflose Nacht. Er braucht Zeit. Er braucht die Wiederholung, bis er
schließlich versteht, dass es Gott selbst ist, der ihn ruft. Großwerden, seinen
Weg im Leben finden, das ist noch nie leicht gewesen. Selbst dann nicht, wenn
es Gott selbst ist, der sich zu Wort meldet. So wie bei Samuel.
In diesen Wochen steht für viele junge Menschen die Entscheidung an, wie es weitergeht. Welchen Weg sie einschlagen werden. Schule? Ausbildung? Studium? Da ist es gut, wenn sie Menschen an ihrer Seite finden, die sie begleiten, mit denen sie reden können. Menschen, die von dem Vertrauen getragen sind, dass jedem Menschen Gaben und Fertigkeiten anvertraut sind. Er muss sie nur entdecken und seiner Berufung folgen.
Der Weg dahin ist nicht immer leicht. Aber wir können darauf vertrauen, dass auch Gott an der Seite dieser Heranwachsenden bleibt, auch wenn es schwierig werden sollte.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius