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Kirche in WDR 2 | 03.07.2023 | 05:55 Uhr
Wir sind HöVi-Kinder
In diesen
Wochen organisieren wahnsinnig viele Kirchengemeinden wieder Ferien für Kinder.
Übernächste Woche zum Beispiel ist es auch bei uns in der Kölner Agneskirche
soweit. Unsere Jugendlichen fahren mit einer großen Gruppe von Kindern nach
Mecklenburg-Vorpommern. Während auf der anderen Seite des Rheins, im Kölner
Osten, das fast schon legendäre HöVi-Land in dieser Woche bereits schon zu Ende
geht. Freitags erzählt hier Pfarrer Meurer manchmal vom HöVi-Land. Um die 600
Kinder aus den beiden Kölner Stadtteilen Höhenberg und Vingst
sind dabei. Über 100 Jugendliche leiten die
Kindergruppen. Und fast 200 Erwachsene machen die Orga: Zelte aufbauen, Strom
und Wasser verlegen, Küche einrichten, Toiletten aufbauen, Ausflüge und
Workshops organisieren. Eine unfassbare Freiwilligeninitiative der beiden
Kirchen dort für Kinder und Familien, die oft aus vielerlei Gründen keinen
Urlaub machen können.
Ich hab auch mal acht Jahre im HöVi-Land gearbeitet. Wenn ich daran zurückdenke: immer noch Gänsehaut. Auch jetzt gerade. Diese Bilder werden mich wohl immer begleiten: Du gehst am ersten Abend über den Platz. Siehst die Zelte im Schatten der Bäume stehen. Im Küchenzelt stehen schon die riesigen Bratpfannen parat. Du stellst dir vor, wie morgen Brigitte mit ihrem Team in Waschbütten den Salat fürs Mittagessen anmengt. Du riechst das feuchte Lagerfeuer. Die Liegestühle der Nachtwachen wie stumme Throne. Hunderte Meter Stoffwimpel blinken zwischen den Bäumen. Du hörst das Geschrei und Gejohle der Kinder. „HöVi-Kinder – willkommen an Bord!“ Du siehst sie in ihren bunten T-Shirts schon aufgeregt Richtung Bühne winken. Überall stehen Blumen. Geranien und Fuchsien. Und im Großzelt wird morgen schon die erste Tanz-Choreo geübt. Du nimmst deine Gitarre und probierst, ob du das HöVi-Lied noch draufhast, was Pascal, einer der Leiter, mal selbst geschrieben hat: „Wir sind HöVi-Kinder und sind immer da. HöVi-Kinder und sind Freunde fürs Leben. HöVi-Kinder, wir sind immer da. HöVi-Kinder können alles geben. Urlaub machen wir gleich hier und nicht an einem Strand. Wir sind HöVi-Kinder und wir lieben HöVi-Land.“ Ui, das klappt ja noch gut.
Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich für diese Erfahrungen bin. Denn ich habe erst im HöVi-Land so richtig kapiert, wofür die Kirche wirklich da ist. Wenn die hungrigen Kinder morgens in ihren Gruppen ihre Milchbrötchen mümmeln und kannenweise Kakao trinken – dann ist die Eucharistie kein abstraktes klerikales Konstrukt. Wenn der HöVi-Doc Mückenstiche mit Salbe einschmiert und sich die Sonnenstichkinder in seinem kleinen Krankenhaus eine Oase der Ruhe finden – dann ist die Heilung des Lahmen keine nette Geschichte mehr. Wenn das Orga-Team am Ende des langen Tages die Klos putzt – dann ist der Erste der Diener aller. Es macht auf einmal alles Sinn.
Am Ende von HöVi-Land gibt es ein großes Fest. Alle singen und tanzen und umarmen sich. Alle heulen Rotz und Wasser. Wie toll, dass immer noch so viele Menschen in diesen Tagen Ferienlager organisieren. Im HöVi-Land und überall auf der Welt. Und damit ein Stück Gemeinschaft. Geborgenheit. Glück. In diese unruhige Welt, die vielleicht nichts mehr braucht als dies. Nicht nur an einem Montagmorgen.