Beiträge auf: wdr2
Kirche in WDR 2 | 05.07.2023 | 05:55 Uhr
Leben in Zahlen
Besonders letztere sind gestiegen. Gewundert hat das wohl niemanden. Mich auch nicht. Was mich dagegen sehr gewundert hat: Es gibt tatsächlich auch Zuwächse zu verzeichnen! Und die haben mich echt gefreut. Nicht, weil ich will, dass sich in dieser meiner Kirche nichts ändert. Das will ich sehr! Ich kenne einige Menschen, die in den letzten Jahren ausgetreten sind und manche der Gründe kann ich gut nachvollziehen. In solchen Gesprächen heißt es dann oft „Aber Deine Arbeit meine ich nicht, Michaela! Überhaupt: Es gibt ja auch viel Gutes in dieser Kirche.!“
Das gibt es. Und in diesem Jahr hat das Bistum Münster dazu auch Zahlen veröffentlicht. Und das freut mich sehr, weil beide Statistiken wichtig sind: Die, die zeigen, wie viele Menschen sich von der Kirche abwenden, ebenso wie die, die zeigen, was in dieser Kirche sehr lebendig ist. Nicht als Versuch, Furchtbares oder Verstaubtes zu rechtfertigen, finde ich diese anderen Zuwachszahlen wichtig. Das können sie nicht. Für mich sind sie kein „aber es ist alles schlecht“ sondern ein „und auch das ist Kirche“: Mich freut es, dass all das Engagement, das Ehrenamtliche und Hauptamtliche in dieser Kirche leisten, damit auch in den Fokus gerückt wird.
Kleine Kostprobe dieser zweiten Statistik: 20.000 Kinder und Jugendliche haben im Bistum Münster an Ferienfreizeiten teilgenommen. Ich war selbst ein Ferienlagerkind und erinnere mich gut daran, wie sehr ich mich immer auf diese drei Wochen im Sauerland gefreut habe. Meine Familie konnte sich keinen anderen Urlaub leisten. Das Ferienlager war meine Gelegenheit, rauszukommen, mit anderen Kindern etwas zu erleben. Das waren geniale Wochen – auch später, als ich selbst Leiterin von Ferienfreizeiten war. Wie gut, dass es diese Möglichkeiten noch immer gibt, an so vielen Orten. Häufig komplett ehrenamtlich und zugleich höchst professionell organisiert und gestaltet.
Eine weitere gute Nachricht aus Kirchen im Bistum Münster: 605 Wohnplätze für Studierende gibt es, ganze 155 mehr als im Vorjahr. Ich habe selbst in der Studierendengemeinde in Münster gearbeitet und weiß darum, wie wichtig diese Wohnheime sind. Nicht nur, weil sie verhältnismäßig günstiges Wohnen ermöglichen. Darüber hinaus gibt es dort viele Angebote und Möglichkeiten, um leicht in Kontakt zu kommen, Gemeinschaft zu erleben – gerade in den ersten beiden Semestern für viele Studierende keine Kleinigkeit. Zum ersten Mal weg von zuhause und von den Freunden dort, das ist schon ein dickes Brett.
Und eine dritte Beispielzahl noch: Im Jahr 2022 gab es 8900 Schuldner- und Insolvenzberatungen bei katholischen Stellen im Bistum Münster. Ja, auch das ist Teil dieser Kirche: Menschen kompetent zu begleiten, wenn das Leben zur Herausforderung wird: Ehe- Familien- und Lebensberatung, Erziehungsberatung, spirituelle Begleitung und etliche Angebote mehr. Schon oft habe ich Menschen an eine dieser Adressen vermittelt. Und oft habe ich nachher gehört: „Danke, für den Tipp! Der war Gold wert. Und dabei war die Beratung sogar kostenlos.“
Dieses Engagement ist es, was mich weiter daran glauben lässt, dass diese alte, riesige Institution Kirche für viele Menschen einen Unterschied macht – auch im guten Sinne. Sie hat für mich noch immer einen wichtigen Auftrag, als Institution, in der Menschen für Menschen da sind, weil sie an einen Gott glauben, der verbindet. Es braucht sie, die Kirche. Nur halt echt gründlich erneuert.
