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Kirche in WDR 2 | 04.09.2023 | 05:55 Uhr

Mind the gap

Unser Leben ist hektisch, Zeit ist Geld und der Terminkalender viel zu voll.

Nehmen Sie sich darum einen Augenblick und ich erzähle Ihnen eine Geschichte über London, Züge, Liebe und Schmerz und wie wichtig die kleinen Gesten oft sind.


"Mind the gap" heißt es in der Londoner U-Bahn, der "Tube". Die Warnung vor dem Spalt zwischen Bahnsteig und U-Bahn kommt seit den sechziger Jahren vom Band. „Mind the gap“ – gelegentlich sieht man schon mal, wie jemand dort sein Handy für immer verliert oder gar ein Schuh stecken bleibt. Auf unterschiedlichen Linien sagen verschiedene Sprecher:innen den kurzen Hinweis.

Einer von ihnen ist Oswald Lawrence, ein Schauspieler aus dem Londoner Bezirk Golders Green. Seine Frau Margaret McCollum fährt oft mit der berühmten Tube, zu ihrer Arztpraxis im Nordwesten der Stadt. In der Station „Embankment“, in der Nähe des Trafalgar Square, die sie oft zum Umsteigen nutzt, lief seit den 60er Jahren die Stimme Ihres Mannes Oswald vom Band. „Mind the gap“ – “Achtung Lücke!”.

2007 stirbt Oswald Lawrence und seiner Witwe Margaret wird es zur Gewohnheit, dass sie, wenn sie ihn schmerzlich vermisst, zur „Embankment“ fährt, um wenigstens seine Stimme hören zu können. Auch beim Umsteigen lässt sie nun oft absichtlich ein paar Züge abfahren, bevor sie endlich einsteigt.

Als das System der Ansagen auf den Londoner U-Bahnhöfen digitalisiert wird, sind die alten Aufnahmen nicht mehr nutzbar und werden durch neue Ansagen ersetzt.

Oswald Lawrence verstummt.

McCollums Enttäuschung ist groß, so als ob ihr Mann ihr noch einmal genommen wird.

Die Witwe wendet sich an "Transport for London", erzählt ihre Geschichte und bittet um eine Kopie der Aufnahme.

Das berührt und öffnet dort die Herzen. Denn vielen Menschen, auch Mitarbeitenden der Verkehrsbetriebe selbst, geht es so wie Margaret: Sie würden alles dafür geben, die Stimme ihrer Lieben noch einmal zu hören. „Transport for London“ wird bewusst, dass das im Falle der Witwe möglich ist.

Das Originalband wird herausgesucht, die Kassette restauriert, digitalisiert, an das moderne System angepasst und kurze Zeit später klingt im „Embankment“ wieder die altvertraute Stimme von Oswald Lawrence. Außerdem bekommt Margaret McCollum die erbetene Kopie der Aufnahme, so dass sie nun nicht mehr extra nach Embankment fahren muss, um ihren Liebsten zu hören.

Uns bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei. Aber am größten unter ihnen ist die Liebe.

Eine kleine, menschliche Geste einer großen Verkehrsbehörde füllt diesen biblischen Satz mit Leben und holt ihn mitten hinein in unsere hektische Welt.


Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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