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Kirche in WDR 2 | 16.10.2023 | 05:55 Uhr

Geld spielt keine Rolle

Es gibt so Sätze, die nicht jeder sagen kann. „Geld spielt keine Rolle“ zum Beispiel. Das kann nur sagen, wer sowieso genug Geld hat. „Geld spielt keine Rolle“, so heißt das aktuelle Buch von Anna Mayr, Journalistin bei der Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie ist in einfachen Verhältnissen groß geworden. Was Essen angeht, gilt sie noch mit 18 als wählerisch. Vieles schmeckt ihr nicht. Sie isst nur bestimmte Dinge, nämlich die, die sie kennt: Salzkartoffeln, Schnitzel, Erbsen aus der Dose. Sie mag keine Saucen, keine Zucchini, keine Nüsse.

Sie ist begabt. Besucht die Journalistenschule in München, arbeitet als Deutschlehrerin und ist heute - mit 30 - Redakteurin bei der renommierten Zeitung „Die Zeit“. Ein Aufstieg. In ihrem Kühlschrank sieht nichts mehr aus wie früher. Sie macht Saucen aus geröstetem Gemüse, Öl und Joghurt und findet das lecker. Im Urlaub bestellt sie einen Aperol-Spritz für 15 Euro, und findet das ok. Naja, nicht ganz. Sie fühlt sich nicht wohl dabei.

Das Buch ist sehr persönlich und sehr politisch. Beim Essen zum Beispiel fühlt sie sich betrogen. Sie hat früher geglaubt: Toast mit Gouda und Milchreis zum Mittagessen schmecken ihr. Heute weiß sie: Wer arm ist, erlebt im Mund weniger. Sie erkennt: Sogar das Schmecken ist politisch.

In „Geld spielt keine Rolle“ erzählt Anna Mayr lauter Geschichten rund ums Geld, die sie selbst erlebt hat. Manchmal stellt sie verstörende Fragen: Wenn die Erzieherin in der KiTa den ganzen Tag mein Kind betreut, kann man dann sagen: Weil sie wenig verdient, kann ich viel verdienen? Immerhin erleben wir denselben Tag. Jeder tut etwas, damit das Ganze funktioniert. Soll man also Lohngleichheit fordern? Wenigstens eine Angleichung?

Immer wieder lege ich das Buch beiseite und überlege, wie das bei mir ist. Ich verdiene gut.

Neulich habe ich eine Lederjacke gesehen, leicht gefüttert, in so einem Senfgelb-Ton. Sie war runtergesetzt von 329 auf 199 Euro. Ich besitze schon drei Lederjacken. Ich habe sie gekauft. Ist das jetzt gut oder absurd? Erhalte ich gerade einen Arbeitsplatz oder beute ich gerade jemanden aus?

Seit ich Anna Mayrs Buch gelesen habe, frage ich mich solche Sachen des Öfteren. Sie hat keine Lösungen und sie stellt auch keine Forderungen. Aber sie teilt ihre Zerrissenheit mit und stellt Fragen. Das finde ich gut. Denn: Auch ich will niemanden ausbeuten. Keinen Erzieher und keine Näherin. Ich will, dass sie gut leben. Dass Geld für sie keine Rolle spielt.


Quelle: Anna Mayr, Geld spielt keine Rolle, Hanser Berlin, 2023.



Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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