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Kirche in WDR 2 | 20.10.2023 | 05:55 Uhr

Gehalten sein – im Leben und im Sterben

O-Ton: Als ich starb, hast du bei mir gesessen und meine Hand gehalten.


Autor: Mit diesem Satz beginnt der Abschnitt über Hanna Heim aus dem Roman „Das Feld“ von Robert Seethaler. In diesem Buch geht es um Menschen, die gestorben sind. Jeder Mensch bekommt einen eigenen Abschnitt und erzählt: Von den letzten Stunden seines Lebens, von besonderen Ereignissen oder Begegnungen. Manche schildern auch einfach ihre Gedanken über das Leben und den Tod.

Hanna Heim erinnert sich in diesem Zusammenhang, wie ihr Mann bei ihr gesessen hat, bevor sie gestorben ist. Wie er ihre Hand gehalten hat. Und wie sie gesprochen haben.


O-Ton: Wir redeten. Wir erzählten uns Geschichten und erinnerten uns. Ich sah dich an, so wie ich dich immer gerne angesehen hatte. […] Du warst kein schöner Mann, aber du warst mein Mann.


Autor: Schon bei der ersten Begegnung hat ihr Mann ihre Hand genommen. Und zwar die kranke Hand. Die, der man angesehen hat, dass sie nie normal, nie heil sein wird.


O-Ton: Sie ist verkrüppelt, sagte ich, kann man nichts machen. Du hast sie einfach genommen und angesehen. […] Ich fand das, ehrlich gesagt, ziemlich gefühlsduselig. Aber es gefiel mir, wie du mit dem Daumen über meine Finger strichst.


Autor: Dieses Handhalten und auch dieses Streicheln mit dem Daumen ist geblieben. Die ganzen Jahre, die die beiden zusammen gewesen sind. Zwei Lehrer an derselben Schule. Mit einer kleinen Wohnung, wo ihr Mann oft am Fenster gestanden und auf die Straße gesehen hat.


O-Ton: Manchmal, wenn ich vom Nachmittagsunterricht oder vom Einkaufen zurückkam, sah ich dich schon von weitem dort oben am Fenster stehen. Hatte ich schwere Einkaufstüten bei mir, stellte ich sie ab, um dir zu winken.


Autor: So ist ihr Leben vergangen. Mit viel Alltag und ohne spektakuläre Ereignisse. Aber immer mit dieser großen Nähe zwischen ihr und ihrem Mann. Seit dem Moment, wo er das erste Mal ihre Hand gehalten hat.


O-Ton: Fünfzig Jahre später hieltest du immer noch meine Hand. Es kam mir vor, als hättest du sie nie losgelassen, und das sagte ich dir auch. Du lachtest und meintest, das stimmt, hab‘ ich auch nicht!


Autor: An guten Tagen, wenn ich mich sicher fühle und im Gleichgewicht, glaube ich, dass es zwischen Gott und mir genauso ist. Dass Gott mich hält - an meiner Hand oder sogar am ganzen Körper und an der ganzen Seele.

Aber auch für schlechte Tage hilft mir das Vertrauen, dass Gott mich hält. Dass Gott mich mein ganzes Leben lang noch nie losgelassen hat. Dass er am Ende sagen wird: „Stimmt! Hab‘ ich auch nicht.“


Quellen:

Hörbuch „Robert Seethaler liest Das Feld“, © 2018 tacheles! Hörbuch bei ROOFMUSIC, CD 1, ISBN 978-0-86484-503-1, RD 21833676, LC 02831


Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius


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