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katholisch

Hörmal | 01.10.2023 | 07:45 Uhr

Internationaler Tag der älteren Menschen

Es ist schon etwas länger her. Ich war morgens auf dem Weg in mein Büro in Köln. Dass ich meinen Zug nicht bekommen hatte, war mal wieder Pendlerschicksal. Aber als ich dann in eine überfüllte S-Bahn eilte, um endlich abfahren zu können, hat mir eine junge Frau doch tatsächlich ihren Sitzplatz angeboten. Ich war überrascht und verwirrt zugleich. Sah ich etwa schon so alt und erschöpft aus, dass andere glaubten, mir einen Sitzplatz anbieten zu müssen?! Damals war ich noch keine 60. Ich habe mich höflich bedankt und bin stehen geblieben. Vielleicht aus Eitelkeit – ich weiß es nicht mehr. Allerdings weiß ich noch, dass ich mich gefreut habe, dass die junge Frau so aufmerksam und freundlich war.

Warum ich gerade heute davon erzähle? Heute ist der internationale Tag der älteren Menschen. Den haben die Vereinten Nationen vor 33 Jahren ausgerufen. Damit wollen sie darauf hinweisen, dass die Menschenrechte für alle Menschen gelten – egal welchen Alters. Denn gerade ältere Menschen stehen weltweit in der Gefahr, diskriminiert und ausgegrenzt zu werden. Allein die Tatsache, dass ältere Menschen mehr Zeit brauchen für ganz alltägliche Dinge, wird oft nicht verstanden: ob an der Kasse im Supermarkt oder beim Ein-und Aussteigen in den Zug. Hinzu kommt: Je älter die Menschen werden, desto mehr Hilfe brauchen sie. Ich denke da nicht nur an die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen, sondern auch an die Zugänge zu neuester Technik, die nicht immer selbsterschließend sind. Jedenfalls nicht für mich…

Und dann stellt sich die Frage, welche wirtschaftlichen Konsequenzen das alles haben wird bei wachsender Lebenserwartung. War im Jahr 2021 jeder zehnte Mensch auf der Welt 65 Jahre und älter, wird es 2050 jeder sechste sein. So jedenfalls rechnen die Vereinten Nationen.[1] Und weil die Weltbevölkerung altert, wird das mehr Rücksicht erfordern, von allen Menschen für alle Menschen. So verstehe ich auch das Thema, dass die Vereinten Nationen dem diesjährigen Tag der älteren Menschen gegeben haben: „Fulfilling the Promises of the Universal Declaration of Human Rights for Older Persons: Across Generations“, „Erfüllung der Versprechen der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für ältere Menschen: Generationenübergreifend“.

Damit greifen die Vereinten Nationen nämlich bewusst zurück auf die Erklärung der Menschenrechte, die als Meilenstein vor genau 75 Jahren, in die Geschichte der Menschheit eingegangen ist: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“[2] Und mit dem heutigen Gedenktag wird noch einmal deutlich unterstrichen: Das gilt für jede Generation und jedes Alter.

Nun kann man sich natürlich fragen, ob im Allgemeinen solche internationalen Gedenktage irgendetwas bewirken. Ich frage mich das jedenfalls. Und: Ob mit so einem Tag die Herausforderungen durch die Altersentwicklung der Bevölkerung im Besonderen gelöst werden – zumal es eine weltweite Herausforderung ist? Das weiß ich natürlich alles nicht. Immerhin gibt es Konzepte von altersgerechter Haus- und Städteplanung bis hin zu neuen Modellen des generationsübergreifenden Zusammenlebens. Allerdings könnte es doch auch ganz einfach damit beginnen, aufmerksamer hinzuschauen: Was tut dem anderen, der mir gerade begegnet. wohl gut? So wie die junge Dame in der überfüllten S-Bahn, die mir ihren Sitzplatz angeboten hat – auch wenn ich mit knapp 60 noch nicht zur älteren Generation gehöre. Und mich auch nicht so fühle.

[1] Vgl.: https://www.un.org/en/observances/older-persons-day.

[2] Vereinte Nationen: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1.