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Kirche in WDR 2 | 27.10.2023 | 05:55 Uhr
Happy Birthday, Radio
Als Kinder hatten wir in den fünfziger Jahren kein Fernsehen in der Familie, aber ein Radio. Samstags nach dem Baden durften wir das Sandmännchen hören. Ab und zu wurde das Radio auch für die Nachrichten eingeschaltet. Und bei besonderen Anlässen, wie etwa zu Ostern beim Segen des Papstes "urbi et orbi", für die Stadt Rom und die ganze Welt.
Den ersten Fernsehfilm habe ich bei Nachbarn anschauen dürfen. Es war "So weit die Füße tragen" über die Flucht eines Soldaten, der sich taubstumm stellt, aus Russland in seine Heimat Deutschland.
Filme gab es alle paar Wochen für die Kinder am Sonntagnachmittag im Jugendheim der Pfarrei. Etwa Dick und Doof, oder Don Camillo. Die Filme dieses Dorfpfarrers in Italien gibt es ja immer noch ab und zu im Fernsehen oder in der Mediathek.
"Radio einschalten!", dieses Schild steht vor den Autotunneln. Es macht deutlich, worum es nicht nur im Tunnel geht. Nämlich um Kontakt, Anschluss, Verbundensein. Besonders pflegen dies die Sendungen, in denen die Hörerinnen und Hörer zu Wort kommen, wie etwa bei "Neugier genügt" in WDR Fünf. Oder im "Philosophischen Radio" montagsabends im gleichen Sender mit Jürgen Wiebicke. Das ist natürlich Hochkultur. Zu Beginn jeweils ein Gespräch des Moderators mit einer Philosophin oder einem anderen spannenden Menschen der Zeitgeschichte. Danach machen die Hörerinnen und Hörer mit.
Hochkultur ist auch die tägliche Sendung "Zeitzeichen" in WDR 5, die unter dem Motto "Stichtag heute .." jeweils ein Jubiläum in den Blick nimmt, wie es übermorgen 100 Jahre Radio sein könnte.
Radio ist auch ein Begleitmedium. In Handwerksbetrieben oder auf Montage läuft es im Hintergrund. Bei meinem Friseur auch. In vielen Familien ist das Radio auch den ganzen Tag über an. Wenn ich dann etwa zum Trauergespräch komme, sage ich allerdings:Jetzt schalten wir das Radio aus, jetzt mache ich Programm.
Selber Programm machen, dahin verschiebt sich jetzt im digitalen Zeitalter die Mediennutzung. Heute ist auch der Welttag des audiovisuellen Erbes. Die Entwicklung ging vom Schulfunk im Radio hin zu Laptops möglichst für alle in der Schule. Je mehr technisch möglich wird, desto intensiver gilt es, Qualität zu bewahren. Dafür steht der Öffentlich- rechtliche Rundfunk, möglichst lange, am besten für immer.