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Kirche in WDR 2 | 07.12.2023 | 05:55 Uhr
Paradies
Dann will ich das auch nicht. Und mir fallen da ganz viele Gründe ein.
Denn in das Paradies aus deinem Lied kommt man wohl nur dann, wenn man eine
Perfektion an den Tag legt, die nicht wirklich menschlich ist. Das Paradies, in
das du nicht willst und ich auch nicht will, verlangt als Eintrittskarte den
Nachweis über das brave Befolgen von Spielregeln, die mich nicht wirklich
erwachsenen werden lassen, sondern die mich klein und unmündig halten wollen.
Du singst von Unterordnen und Nachmachen, von befohlenen Regeln, die keinen
wirklichen Bezug zum Leben haben, wie ich es mir wünsche und von Wettlauf. Und
genau das alles bringe ich mit dem Paradies, auf das ich hoffe, nun wirklich
nicht in Verbindung. In das Paradies, auf das ich hoffe, muss ich nicht auf
Knien rutschen und die anderen sind nicht die, gegen die ich da einen
„Wettlauf“ gewinnen müsste.
Deswegen spricht mir diese Zeile aus deinem Lied aus der Seele:
„Wenn ich nicht reindarf, wie ich bin, bleib ich draußen vor der Tür.“
Weil genau das ist es, was ich mit Gott und Glauben und eben auch mit dem
Paradies in erster Linie verbinde:
Sein dürfen, wie man ist. Und zwar absolut. Jede und jeder – es gibt gar keinen
dreckigen Rest, auf den dieses Seindürfen nicht zutrifft.
Denn wenn wir das wirklich raffen würden, dass wir alle so sein dürfen, wie wir
sind, dann würden wir uns auch ganz anders verhalten. Viel wohlwollender – mit
uns selbst und mit den anderen auch.
Das wär echt das Paradies, wenn wir das alle bis in die letzte Haarspitze
hinein spüren könnten. Dann sähe die Welt anders aus.
Lieber Campino! Herzlichen Dank für dieses Lied und diese klaren Worte.