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Kirche in WDR 2 | 29.12.2023 | 05:55 Uhr
Für Andere
Frühstück.
Natürlich ist es noch dunkel. Ist ja auch Winter.
Und natürlich regnet es – gerade nicht.
So ein Kerzenlicht ist ja schon schön.
Mein Daumen rollt von Nachricht zur Nachricht. Von Leid zu noch größerem Leid. Von Banalität zu Sport und Wetter. Und wieder zur Nachricht.
Wie war noch mal das Wort, wenn es ganz mies aussieht, auf´s Ganze betrachtet.
Multiple Krisen. Nein. Ich zähle die jetzt nicht nochmal auf. Sie kennen sie. Schon gruselig.
Abschalten. Rückzug. Das eigene Leben leben, so gut es geht, denke ich noch. Mein Handy bingt. Ein Freund schreibt:
„Nur wenn ich meine Probleme vergesse und mich bemühe etwas für andere zu tun, kann ich anfangen, die Gelassenheit und das Gottesbewusstsein zu erlangen, das ich suche.“
Wie bitte?
Meine Probleme vergessen und etwas für andere tun, um Gelassenheit und Gottesbewusstsein zu erlangen?
Gelassenheit, für das eigene Leben: Ok. Klingt gut. Kann ich gebrauchen, nehm´ ich sofort.
Aber was ist das für eine Nummer: Ich soll die eigenen Probleme vergessen und etwas für andere tun? Also, ich komme aus der Generation: Achte gut auf Dich, bloß kein Helfersyndrom entwickeln, Work-Life-Balance, self-care. Die eigenen Probleme vergessen?
Allerdings: ist schon, was dran. Für mich als Christ jedenfalls. Nein, ich rede hier nicht davon, sich aufzuopfern.
Ich glaube: Es geht darum, etwas weiterzugeben, was ich selbst geschenkt bekommen habe.
Mal angenommen Jesus Christus sieht und hört mich mit meinen Problemen.
Meine Probleme sind dann nicht weg, aber ich bin anders drauf, weil darauf vertraue, dass Gott für mich löst, was ich nicht lösen kann.
Da entstehen Kapazitäten: für andere. Weil ich aus dem Glauben an Gottes Fülle etwas für andere geben kann. Und eben nicht, weil mir selbst etwas fehlt.
Ziemlich steil. Und es passiert. Jeden Tag. Beschenkte schenken, aber müssen es nicht.
Also: mal angenommen … Was für ein Morgen!
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
