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Kirche in WDR 2 | 13.01.2024 | 05:55 Uhr

Die Landessynode – bei uns ist unten oben

Letzte Woche war es wieder mal soweit: Im Mailverteiler mit 35 Personen hatte jemand auf „Allen antworten“ gedrückt. Ob absichtlich, oder unabsichtlich ist unklar. Die Folge ein riesen Durcheinander – Missverständnisse, Unverständnisse und Nerverei ohne Ende. Je größer die Gruppe und je mehr Entscheider, desto länger dauert der Prozess. Zwischenzeitlich sieht es manchmal so aus, als wenn gar keine Lösung mehr gefunden wird. Eine vermeintlich einfache Lösung ist: Eingehende E-Mails sofort löschen. Faktisch gebe ich damit aber die Verantwortung für das, was dann geschieht aus der Hand. „Sollen doch die anderen machen!“ Geht es dann noch um große Institutionen oder gar den Staat, wird aus einem „Sollen-doch-die-anderen-machen“ ein „Die da oben machen doch sowieso, was sie wollen.“


Morgen beginnt in der Evangelischen Kirche im Rheinland die Landessynode. So heißt das Kirchenparlament, dass einmal im Jahr eine ganze Woche tagt. Knapp 200 Delegierte treffen sich in Ausschüssen, im Plenum, zum Gottesdienst. Und wer nicht vorher einige hundert Seiten Dokumente durchgearbeitet hat, wird sich mit den Abstimmungen schwertun. Uff, kann man nun denken, wer sonst nichts Besseres zu tun hat…

Dabei bleibt allerdings ein wichtiger Punkt auf der Strecke, nämlich, dass es sich bei dieser Institution um eine höchst demokratisch organisierte Kirche handelt. Es gibt nämlich auch andere.


Ab morgen wird nun beraten, wie es grundlegend weiter gehen soll mit einer Institution, die den Dauerkrisen-Modus anderer Institutionen teilt, gefühlt aber noch stärker betroffen ist als andere. Woran das liegt? Vielleicht an einer generellen Geringschätzung demokratischer Prozesse, die als zu langsam und zu uneffektiv wahrgenommen werden. Vielleicht aber noch grundsätzlicher: Betrifft mich nicht, also kann ich die „Gruppe“ auch verlassen.


Eine Aufgabe – die Kernaufgabe - allerdings bleibt: Nämlich: Wie wirkt eigentlich der Glaube von Menschen vor Ort?

Das Wirken des Glaubens vor Ort lässt sich nicht von „oben“ delegieren, sondern nur von „unten“ gestalten. Deswegen wirbt die Evangelische Kirche im Rheinland seit Jahren mit dem Slogan: „Bei uns ist unten oben.“ Ob es sich dabei um die beste „Kirchenverfassung der Welt handelt“, wie Mitglieder der Kirchenleitung gerne formulieren, darüber kann man streiten. Schließlich hat die Firma Nokia auch mal die besten Handys der Welt gebaut. Mit einem Einfach-Handy von gestern, lässt sich heute aber nur schwerlich navigieren. Und Navigation in schwierigem Gelände wird immer wichtiger. Nicht nur im Rheinland.



Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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