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Kirche in WDR 2 | 03.01.2024 | 05:55 Uhr
Nicht jetzt.
Ich nehme mir immer wieder vor, dieses „Kein Problem- mach ich mal eben- Muster“ zu durchbrechen. Und mitunter gelingt das auch. Erstmal gut zu überlegen, ob das wirklich passt, was mir da angetragen wird. Ob ich die Ressourcen dazu habe: Die Zeit, die nötigen Kenntnisse und, ganz wichtig: den freien Kopf. Und ob das, was mir da angetragen wird, auch für mich stimmig ist. Ob ich also gut und gerne „Ja“ sagen kann dazu.
Aber, wie das so ist, mit Veränderungen der eigenen Muster: Das braucht Zeit. Fehlversuche inklusive. Ich glaube, mir könnte ein Sandkasten helfen. Er müsste halt mobil sein. Ein Sandkasten to go sozusagen. Als Erinnerung an diese Erzählung aus der Bibel, als Jesus echt in der Klemme gesteckt hat. Er sollte Rede und Antwort stehen, wie er es so hält mit dem Gesetz. Manche werden die Geschichte kennen: Einige Schriftgelehrte brachten eine Frau zu Jesus, die oft nur die Ehebrecherin genannt wird, weil wir ihren Namen nicht kennen. Sie wollten Jesus auf die Probe stellen: Das Gesetz sieht vor, dass die Frau gesteinigt werden muss. Als gläubiger Jude ist Dir das klar. Na, wie weit kommst Du mit Deiner Barmherzigkeit, die Du immer predigst? So in etwa setzten sie Jesus unter Druck. Er sollte sagen, was mit der Frau zu geschehen habe. Wie er das sieht. Wo er steht.
Anstatt einer schnellen Standartantwort schweigt Jesus. Er hockt sich erstmal auf den Boden und kritzelt im Sand herum. Wie klug das ist!
Dieses Kritzeln im Sand schafft einen Raum, um zu prüfen, was möglich ist, was stimmig ist. Und was eben auch nicht. Und so kommt es zu diesem legendären Satz, mit dem Jesus die Perspektive wechselt: Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Und so löst sich die Versammlung auf. An diesem Tag fliegen keine Steine.
Nun geht es nicht um Leben um Tod bei den alltäglichen Anfragen, die uns so erreichen, per Mail oder sonst wo. Und trotzdem lässt sich aus dieser Strategie von Jesus viel mitnehmen, finde ich. „Keine Antwort ohne meinen Sandkasten“, sozusagen. Bestenfalls könnte man sich zusammen in den Sand hocken, erstmal schweigen, erstmal nachdenken. Sortieren, bevor wir antworten.
Kann sein, dass sich dann auch so manche Frage auflöst, anders löst. „Kein Druck für niemanden“. – Das wäre vielleicht doch eine gute Kurzantwort!