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Kirche in WDR 2 | 05.01.2024 | 05:55 Uhr
Vorsätze in der Politik
Die Propheten halten Spruchbänder in ihren Händen. Beim ersten Propheten fängt es fromm an: "Zuerst suchet das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit". Da im 15. Jahrhundert wohl die meisten Menschen an Gott geglaubt haben, ist der Anfang okay. Prophet Nr.2 zielt mit seinem Spruch direkt auf das Gemeinwohl: "Das gemeine Beste ist dem persönlichen immer vorzuziehen". Genau diesen Spruch hat auch der vierte Prophet auf seinem Band! Wohl nach dem pädagogischen Grundsatz: Redundanz ist Relevanz = es kommt auf Wiederholung an. Prophet Nr. 3 spricht sehr aktuell: "Nimm langsam Rat, dann eil' zur Tat". Das meint ja nicht: Eile mit Weile, sondern in Ruhe beraten und dann flugs handeln. Wir Kölnerinnen und Kölner warten derzeit geduldig auf die Eröffnung unseres Opernhauses nach der Schließung vor 12 Jahren; so lange dauert die Sanierung.
Prophet Nr. 5 appelliert an die Vernunft: "Die Unversehrtheit der Vernunft überwindet diejenigen, die das Gesetz abzuschaffen wünschen". Bestechlichkeit ist also nicht drin.
Das Spruchband des sechsten Propheten ist juristischer Natur: "Es ist billig, dass ein Meister des Totschlags durch sein eigenes Handwerk umkomme". Billig meint hier nicht preiswert, sondern angemessen. Es gilt also Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Auch heutzutage wird manches durchgestochen. Deshalb gibt es den Informantenschutz im Journalismus. Also formuliert der siebte der Propheten: "Es soll keiner aus dem Rat schwatzen".
Zum Schluss wird es mit Nr. 8 wieder frommer: "Wer für die Gemeinschaft stirbt, soll ewig leben". Also ein himmlischer Preis für den, der alles dem Gemeinwohl opfert. Was will man mehr.
Wir werden sehen, was diese guten Vorsätze das Jahr über bewirken!