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Kirche in WDR 2 | 22.01.2024 | 05:55 Uhr

Mein Chef heißt jetzt Chef

„Öfter mal was Neues.“, sagt mein Freund. Und erzählt: „Bei uns in der Firma haben wir einen neuen Chef. Und der heißt: ‚Herr Abteilungsleiter‘. Und einen neuen stellvertretenden Chef. Der heißt: ‚Herr stellvertretender Abteilungsleiter‘. Der alte Chef hieß noch wie ein normaler Mensch: Herr Schmitz. Aber jetzt? ‚Herr Abteilungsleiter.‘ Unfassbar.“ sagt er. Ich zucke mit den Schultern. „Das ist doch gar nicht so selten.“, sage ich. „Wenn einer von den Jungs in der Schule was ausgefressen hat, geht’s auch zur Direktorin und nicht zu Frau Jansen. Oder wenn du mal aus irgendeinem Grund König Charles begegnest, sagst du ja auch nicht einfach: ‚Hallo Charles‘. Da sagst du: Eure Majestät. Menschen, die wir für besonders wichtig halten, reden wir eben mit dem Titel an.“ „Ja,“ sagt er. „Und Menschen, die sich selber für besonders wichtig halten, verlangen das von einem. Sie wollen einem irgendwie zeigen: Ich bin nicht so, wie du. Ich bin wichtig. Du nicht. Sie brauchen das wahrscheinlich, dass sie so eine Rangfolge haben. Ein oben und ein unten. Und natürlich sind sie selbst dabei immer ‚oben‘. Selbst in der Kirche ist das doch so.“ sagt er. „Da ist der ‚Herr Bischof‘ und ‚seine Eminenz‘.“ „Stimmt,“ sage ich, „selbst in der Kirche. Aber bei Gott nicht. Interessanterweise. Zum Beispiel damals, als Gott sich Mose zum ersten Mal gezeigt hat, da hat er ihm zuallererst seinen Namen gesagt: ‚Ich bin der ich bin.‘ Das ist sein Name. Und wenn Jesus uns erklärt, wie wir beten können, dann beginnt er dieses Gebet mit ‚Vater unser‘. Eigentlich sogar mit ‚Papa‘, genaugenommen. Noch vertrauter geht wohl nicht. Gott besteht nicht auf einem besonderen Titel. Ihm geht es eben nicht darum, zu klären: Wer ist hier wichtig? Ihm geht es darum, zu zeigen: Ich bin für euch da! Es geht ihm um das Miteinander, um Anteilnahme. Hilfe, Unterstützung.“ „Na,“ sagt mein Freund und grinst, „das sollte ich mal meinem ‚Herrn Abteilungsleiter‘ erzählen.“ „Ja, warum denn nicht?“, sage ich. „Und vielleicht nicht nur ihm. Vielleicht ist es für uns alle gar keine schlechte Idee, sich mal eine Zeitlang weniger darum zu kümmern, wer nun das Sagen hat. Und sich stattdessen mehr darum zu kümmern, wie man miteinander Dinge bewegen und Probleme lösen kann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit mehr Gemeinschaft und weniger Status deutlich besser geht.“ „Stimmt eigentlich.“, sagt er. „Könnte man mal versuchen: Einfach weniger Chef sein wollen, und mehr Mensch.“ „Ja“, sage ich. „Ist doch eine schöne Vorstellung. Wenn das für Gott so geht, warum nicht für den Herrn Abteilungsleiter?“ „Oder zum Beispiel für dich.“, sagt er. „Stimmt“, sage ich. „Oder für mich. Zum Beispiel.“


Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth

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