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Hörmal | 04.02.2024 | 07:45 Uhr

Sündenböcke

Kennen Sie das Spiel „Sündenböcke“? Es geht darum, Sündenböcke zu finden! Wir teilen uns in kleine Gruppen auf und suchen gemeinsam. Und wenn wir welche gefunden haben, jagen wir sie in die Wüste.


Ein Sündenbock ist jemand, der für die Fehler anderer herhalten muss. Bestenfalls auch für die eigenen. Seit geraumer Zeit werden jede Menge Sündenböcke schnell gefunden: In der Politik, auf der Arbeit, zu Hause, im Verein, in der Kirche.


Natürlich gibt es immer Gruppen, die sich als Sündenböcke anbieten: Arme z.B. oder zugewanderte Menschen. Welche, die anders sind; die was anderes glauben; sich anders verhalten. Wobei mich immer wundert, dass es mehr arme als reiche Sündenböcke gibt.
Oder dass man neu zugewanderte Menschen für die Fehler der Alteingesessenen verantwortlich macht.


Das macht das Spiel aber so spannend. Wer projiziert welche Fehler auf wen? Mit der Zeit weiß man gar nicht mehr, wo überall Böcke sind. Vielleicht sogar in der eigenen Gruppe. Und ich werde womöglich selbst zum Sündenbock gemacht und in die Wüste geschickt. Dann bin ich draußen und darf in keiner Gruppe mehr mitspielen.


In den vergangenen Wochen sind neue Spielkarten eingeführt worden. Da gibt es jetzt die Karte „Remigration“. Zugewanderte Menschen sollen tatsächlich physisch aus der Mitte unserer Gesellschaft entfernt werden. Deportiert werden. Menschen - so wird gesagt, die unser Sozialsystem nur plündern wollen. Bei Armen und Arbeitslosen heißt die neue Karte „Entzug des Bürgergeldes“. Sie liegen, so wird gesagt, den ganzen Tag in der Hängematte. Während andere arbeiten gehen, sich abmühen und damit klarkommen müssen, dass es im Alter doch nicht reicht.


Eigentlich ist das Spiel schon alt. Ein Spiel mit Tradition. Bereits im Alten Testament hat man Böcke eingeführt. Auf sie wurden einmal im Jahr alle Fehler und Sünden des Volkes aufgeladen, um sie dann in die Wüste zu jagen. Der Unterschied zu heute: Damals war es ein Ritual, eine symbolische Aktion, die das jüdische Volk mit sich und Gott versöhnte. Heute gibt es zwar viele Sündenböcke, aber keine Symbolik mehr. Es werden gnadenlos Gruppen und Menschen diskriminiert, ins Abseits gestellt, abgeschoben. Unversöhnlich. Kalt.


Vielleicht müssen wir die Regeln noch mal ändern: Statt andere in die Wüste zu jagen, sich zu den eigenen Fehlern bekennen. Statt Schwächere an den Rand der Gesellschaft zu drücken, Reiche zur Verantwortung ziehen. Statt auszugrenzen, allen ein Miteinander ermöglichen. So werden Sündenböcke überflüssig, die Wüste begrünt und das Leben versöhnlich.


Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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