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Kirche in WDR 2 | 14.03.2024 | 05:55 Uhr
Immer wieder aufstehen!
Und es wird ein großer Spaß. Die Erstklässler schlagen Purzelbäume und präsentieren eine ausgefeilte Hula-Hoop-Reifen-Show. Die älteren Mädchen und Jungen bauen Pyramiden aus Körpern oder schwingen sich in luftige Höhen. Und eine kleine Gruppe versteht es, als clowneske Taugenichtse immer wieder Darbietungen zu stören und die Lachmuskeln im vollbesetzten Zirkuszelt zu beanspruchen. Also: Runde Sache.
Ich bin begeistert. Zunächst einmal von dem, was die Mädchen und Jungen in dieser kurzen Zeit geschafft hatten. Wie aufeinander eingespielt sie sind. Das Eine greift da ins Andere. Was für ein Mut! (ich würde mich nicht in vier Metern Höhe auf die Schultern eines Kollegen stellen).
Vielmehr
als dieses ganze Können begeistert mich aber das Scheitern. Im Ernst. Denn
selbstverständlich klappt da nicht alles. Da fällt beim Jonglieren mal etwas
hin. Da missglückt eine Hebefigur. Da rutscht mal jemand aus. Aber: Im
Hintergrund, schwarz gekleidet und deshalb kaum zu sehen, stehen die Betreuer.
Die, die die ganze Show mit den Kindern einstudiert haben. Und wenn etwas
schief gehen sollte, dann reichen sie die Hand. Helfen auf. Holen Ball oder Reifen
zurück. Selbst, als ein Kind vom Hochseil fällt, helfen die Betreuer, beim
Aufstehen, heben das Kind wieder aufs Seil – und weiter geht’s.
Und das Beste daran: Die Mädchen und Jungen
machen dann auch weiter. Ganz unbeeindruckt davon, dass da gerade etwas
misslungen war. Dass da ein Fehler passiert war. Wie selbstverständlich greifen
sie die helfenden Hände. Ohne Zögern lassen sie sich ihre Bälle oder Reifen
reichen. Und als wäre es die natürlichste Sache der Welt, machen sie weiter.
Mir scheint: die Betreuer haben gerade das mit den Kindern enorm gut geübt:
Gekonnt zu Scheitern.
Als ich
da so sitze und mir diese Zirkusshow anschaue, denke ich mir: Eigentlich wie im
echten Leben. Da übe und trainiere ich auch – Schule, Lehre, Studium. Da
versuche ich mein Bestes zu geben – bei der Arbeit, im Verein, in der Familie.
Und doch muss ich immer wieder feststellen, dass ich scheitere. Die
Abschlussnote ist nicht so gut wie erhofft. Die Beförderung habe ich nicht bekommen.
Und die Beziehung ist zerbrochen. Wie die Kinder in dieser Vorstellung falle
ich. Aber wie bei diesen Kindern in der Vorstellung spüre ich doch: Da ist
jemand, der mir immer wieder aufhilft. Der mir immer wieder die Hand reicht.
Und zwar völlig unabhängig davon, was der Grund für mein Fallen ist. Der liebe
Gott ist da. Im Hintergrund. Meist gar nicht zu sehen. Und er lässt mich
wissen: Ich muss mich nicht schlecht fühlen, wenn mir etwas nicht gelingt. Ich
darf immer wieder neu anfangen. Immer wieder aufstehen. Wie die Jungs und
Mädchen bei diesem Zirkusprojekt. Und wenn dann irgendwann der letzte Vorhang
fällt, dann steht da der Engelschor und applaudiert.
Wie an jenem Abend an der Grundschule im
Nachbarort das Publikum. Also, ich weiß nicht, wie es Ihnen mit dieser
Vorstellung geht. Aber mich lässt die ziemlich entspannt werden…