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Kirche in WDR 2 | 28.03.2024 | 05:55 Uhr

Ich bin frei

Heute ist Gründonnerstag. Könnte ich jetzt viel zu erzählen. Viel Theologisches vor allem. Ich verspreche Ihnen: Das wäre ziemlich spannend. Viele geheimnisvolle Symbole. Noch viel mehr Hintergründiges und Tiefgründiges. Aber: Es ist früh am Morgen. Und da muss es ja nicht gleich Schwarzbrot sein. Aber vielleicht doch wenigstens die Erinnerung daran, dass Christen heute den Tag feiern, an dem Jesus das letzte Mal gemeinsam mit seinen Freunden gegessen hat. Er hat aber noch mehr gemacht. Er hat sie an diesem Abend vor 2000 Jahren schockiert. Weil er ihnen die Füße gewaschen hat. Keine große Sache, mag man denken. Aber diese Freunde Jesu – die glaubten ja fest daran, dass ihr Jesus der Messias ist, der Erlöser, vor allem aber: der Sohn Gottes. Und der machte da etwas, was eigentlich Aufgabe der niedrigsten Sklaven war. Sie wussten deshalb: Das passte nicht zusammen.


Ich liebe diese Geschichte. Und zwar deshalb, weil sie mich und meine Kirche wie keine andere gleichzeitig ermutigt und ermahnt. Denn mit dem, was Jesus da macht, sagt er mir: Wenn Du mir nachfolgen möchtest, dann mach dich frei von allem Dünkel. Lös Dich von Deiner Sehnsucht nach Macht, Deinem Wunsch nach Ansehen. Sondern diene. Mach Dich klein. Sei da für andere. „Der eigentliche Gottesdienst der Christen“, hat der frühere Papst Benedikt XVI. einmal gesagt, „der eigentliche Gottesdienst ist die Liebe.“ Also nicht regelmäßiger Kirchgang. Nicht drei Rosenkränze und zwei Vaterunser am Tag.

Oder um es etwas härter, etwas forscher und fordernder mit den Worten eines anderen großen Theologen auszudrücken: Wir ehren Gott nicht, wenn wir den Menschen entehren.[1] Wir ehren Gott nicht, wenn wir im Rituellen verhaftet bleiben. Wir ehren Gott nicht, wenn wir im Gesetz verhaftet bleiben, wenn wir nur noch Regeln, Strukturen, Gebote und Verbote im Blick haben.

Sondern mein Amt heißt Dienst. Meine Aufgabe Demut. Mein Platz ist unten. Im Alltag. Nicht auf dem Olymp. Und zwar nicht, weil ich klein und unbedeutend bin. Im Gegenteil: Weil mir eine Größe geschenkt ist, die mich frei macht von den Maßstäben der Welt. Klingt abgehoben? Glaub ich nicht. Das zeigt mir immer wieder die Geschichte vom heiligen Camillus. Der war in jungen Jahren ein ziemlicher „Unducht“, ein „Wahntörer“, wie man bei uns im Wendschen sagt. Ein ungestümer Raufbold also. Und ein rücksichtsloser Soldat. Aber: Dieser Camillus kommt irgendwann zu Einsicht. Er wendet sich deshalb ganz den Leidenden zu, übernimmt die Leitung eines Spitals in Rom. Eines Tages nun kommt der Papst zu Besuch.
Und Camillus begrüßt ihn, ohne sich vorher umzuziehen. Entsprechend sieht er aus. Essensreste auf dem Gewand – von den Alten, die er gefüttert hat. Und Blut – von den Wunden, die er verbunden hat.

Die Begleiter des Papstes sind entsetzt. Hatte dieser Mönch keinen Anstand? Wusste er denn nicht, was sich in der Gegenwart des Papstes gehört? Dass es ein Protokoll gibt? Gewisse Regeln? Also geben sie Camillus einige ziemlich eindeutige Hinweise. Doch der bleibt gelassen. Er sagt: „Wenn ich mit Christus selbst beschäftigt bin, kann ich mich für seinen Stellvertreter nicht eigens umziehen.“[2]

Für mich sind der Gründonnerstag heute und die Geschichte von der Fußwaschung deshalb Ermutigung: Weil ich mich nicht schämen muss für eine Aufgabe, die mir gering scheint. Und beides ist mir zugleich ein wenig Stachel im Fleisch. Weil mich vor allem die Fußwaschung an das erinnert und ermahnt, was mein Christsein eigentlich heißt: Da sein für andere. Nicht aus Zwang. Sondern weil ich frei bin von der Welt und allem, was in ihr vermeintlich wichtig ist.



[1]

Cf. Guardini, Romano 12/2007: Vorschule des Betens. Mainz/Paderborn: Grünewald/Schöningh. S. 68.

[2]

nach: Ludwig Gschwind: Das Kreuz. Zeichen Christi. Augsburg: Sankt Ullrich 2004. S. 119.

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