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Kirche in WDR 3 | 27.06.2014 | 07:50 Uhr

Grenzen bedeuten Freiheit

Liebe Hörerin, lieber Hörer, stellen Sie sich vor, Sie wollen genüsslich in die allmorgendliche Zeitungslektüre einsteigen. Da steht auf der ersten Seite Ihrer Zeitung so groß und fett, dass Sie es nicht überlesen können: „Sei klug und denke dran: Du musst sterben!“

Was würden Sie sagen? Einfach die nächste Zeitungsseite aufschlagen? Am selben Morgen um acht Uhr dreißig im Auto:

„Ich danke Gott dafür, dass es den Tod gibt“, sagt der achtjährige Julius zu seiner Freundin Marie.

„Wieso, willst Du sterben?“, fragt Marie.

„Nein“, antwortet Julius, „ich finds eben besser, dass ich weiß, dass ich sterben muss, weil ich dann besser leben kann.“

„Das verstehe nicht!“, sagt Marie.

„Na ja, ich glaube eben, wenn ich nicht weiß, dass ich sterbe, dann würde ich mir immer wünschen, dass ich anders bin als so.“, sagt Julius.

„Ach so!“, antwortet Marie.

„So-Sein“, das heißt für Julius: Er hat die Glasknochenkrankheit. Das bedeutet: seine Knochen sind so dünn und porös, dass sie wie Glas brechen können.

Julius kennt seine Krankheit. Er weiß, dass er nicht sehr alt werden wird und denkt darüber nach, dass er sterben muss. Klug! Mutig!

Julius Satz vom Dank für den Tod klingt ganz ähnlich wie ein Satz aus dem neunzigsten Psalm:

„Gott, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“(Psalm 90,12)

Liebe Hörerin, lieber Hörer, das ewige Leben, das Leben ohne irgendwelche Begrenzungen, das gibt es nicht. Jeder Mensch ist eingeschränkt. Auf die eine oder andere Weise. Es muss keine schwere Krankheit sein, die mich meine Grenzen erfahren lässt. Ich kann nicht einfach alles machen. Ich habe bestimmte Voraussetzungen. Mit meinen 1 Meter 84 kann ich zum Beispiel keine Ballerina werden. Wer würde mich schon auf Dauer hochheben können. Natürlich ist das nicht annähernd so schlimm wie eine schwere Krankheit oder ein schlimmes Schicksal, finanzielle Einschränkungen oder zerplatzte Träume. Aber es ist die Einsicht, dass ich nicht die sein kann, die ich vielleicht gerne wäre.

Es ist die Einsicht, dass mein Leben begrenzt ist. Angesichts einer Welt, in der alles möglichst perfekt sein soll, empfinde ich das oft als ziemlich frustrierend: „Du kannst nicht alles machen.“ Wo es doch oft genug heißt, „Du musst nur genug tun, dann kannst du alles erreichen.“

Der Beter des neunzigsten Psalms weiß, dass er irgendwann sterben muss. „Lehre uns bedenken“ - für mich heißt das: Wie kann ich den Tod, die Grenzen meines Lebens, bedenken, ohne fatalistisch zu sein. Ohne in eine depressive Lebensstimmung zu fallen, ohne den Mut und die Freude am Leben zu verlieren.

In Julius Fall haben die Ärzte keine lange Lebensdauer vorausgesagt. „Und Laufen“, haben sie gesagt, „wird er niemals können“. Jetzt läuft er, zwar langsam, aber er läuft. Er besucht die erste Klasse einer ganz normalen Schule. Er hat dort Freunde gefunden und wird gefordert. Er spürt Gott an seiner Seite. Für Julius ist die Grenze deshalb der Ansporn, sein Leben mit all seinen Möglichkeiten zu leben.

Liebe Hörerin, lieber Hörer, eine sichere Grenze bedeutet, dass man nicht raus kann, aber es bedeutet auch, dass man sich innerhalb der Grenze frei bewegen kann. Ihr begrenztes Leben macht Sie und Ihre Lebenszeit einzigartig! Seien Sie mutig und stimmen Sie auch mit ein in die Bitte des Psalmbeters:

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12)

In diesem Sinne kluge Entscheidungen für Ihr Leben heute wünscht Ihnen,

Vikarin Judith Uhrmeister aus Düsseldorf.

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