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Choralandacht | 12.07.2014 | 07:50 Uhr

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Von Gott will ich nicht lassen (eg 365)

Musik I: Gloria brass

Autor: Was war das? Das war die Einleitung zu einem Choralvorspiel. Guten Morgen, liebe Hörerin , guten Morgen , lieber Hörer. Mein Name ist Eberhard Helling; ich bin Pfarrer aus Lübbecke in Westfalen und seit vielen Jahren spiele ich in unserem Posaunenchor mit. Als vor einiger Zeit unser Chorleiter dieses Stück auflegte – da habe ich erst einmal gestutzt, weil ich dachte: das hat doch gar nichts mit einander zu tun – diese Tango Musik und dann dieser Choral – ach, den Choral haben sie ja noch gar nicht gehört: Von Gott will ich nicht lassen. Und so hört es sich an, wenn Tango und alte Melodie zusammenkommen.

Musik I: Gloria brass

Autor: Es ist bestimmt kein Zufall, wenn diese Melodie mit einem leidenschaftlichen Tanz zusammenkommt. Vor über 500 Jahren wurde sie das erstemal aufgeschrieben. Da gehörte sie zu einem Lied, das die Sehnsucht nach Leben von jungen Frauen beschreibt, die von ihrer Familie in ein Kloster gesteckt wurden. Über einige Umwege ist die Melodie in ein christliches Gesangbuch gekommen.

Und nun hat Thomas Riegler, Kirchenmusiker und Komponist in Bad Neustadt a.d.Saale daraus einen Tango gemacht!?! Ich hab ihn gefragt, wie er darauf gekommen ist. Er schreibt mir:

Sprecher: Ich habe ausprobiert und fand, dass sich die Melodie des Liedes für einen Tango eignet. Erst später bemerkte ich, dass auch der Text passt: "Von Gott will ich nicht lassen" hat etwas leidenschaftliches, wie beim Tango. Und beim Tango tanzen lässt man den Partner ja auch nicht los.

Autor: Der Text unseres Liedes ist von Ludwig Helmbold aus dem Jahr 1563 und er steckt voller Bilder, die man auf das Tanzen beziehen kann.

Musik I: Gloria

Sprecherin:

Von Gott will ich nicht lassen,

denn er läst nicht von mir

führt mich durch alle Straßen,

da ich sonst irrte sehr.

Er reicht mir seine Hand

den Abend und den Morgen

tut er mich wohl versorgen,

wo ich auch sei im Land.

Autor: Gott führt mich – wie ein Herr eine Dame beim Tango. Der Herr führt. Er zeigt mit kleinen Bewegungen, mit ein wenig Druck in der Hand, mit ein bischen Ziehen am Arm die Richtung an, in die es als nächstes gehen soll. Der Herr führt. Und– er reicht mir seine Hand! Ich fühle mich aufgefordert. Wie eine Dame aufgefordert wird und darauf hofft, dass dieser Herr sie gut über die Tanzfläche bringen wird – so will ich mich Gott, dem göttlichen Tänzer anvertrauen, weil ich glaube, dass er mich gut durch mein Leben führen wird. Ein schönes Bild.

Musik II: Tango

Autor: Bei dieser Musik sehe ich vor meinem inneren Auge zwei Menschen, die an einander zu kleben scheinen. Sie geben nicht immer das Bild von großer Harmonie ab - wenn sie sich so ruckartig bewegen, plötzlich ihre Tanzrichtung wechseln oder mit ihren Köpfen in verschiedene Richtungen schauen und dann auf einmal wieder in die gleiche. Manchmal hat man bei Tangotänzern den Eindruck: die kämpfen miteinander. Der Tango hat auch etwas aggresives an sich. Aber – die beiden hören nicht auf, sich mit einander zu bewegen, sich mit einander fort zu bewegen. Sie können nicht von einander lassen. Es ist wie in dem alten Lied:

Sprecherin:

Von Gott will ich nicht lassen,

denn er läst nicht von mir

führt mich durch alle Straßen,

da ich sonst irrte sehr.

Er reicht mir seine Hand

den Abend und den Morgen

tut er mich wohl versorgen,

wo ich auch sei im Land.

Autor: Ich kann nicht von Gott lassen – und er nicht von mir. Warum? Warum klebe ich so an ihm, wie eine Tangotänzerin an ihrem Tanzpartner? Nicht nur, weil er mich versorgt, wo immer ich auch bin, wie immer mir es auch ergehen mag. So hat das alte Lied es gesagt und so hab auch ich es erfahren. Im Lied von Ludwig Helmbold wird noch mehr von Gott erzählt.

Musik III: Ja zu Gottes Wegen

Sprecherin (overvoice):

Wenn sich der Menschen Hulde

und Wohltat all verkehrt.

So findt sich Gott gar balde,

sein Macht und Gnad bewährt.

Er hilft aus aller Not,

errett’ von Sünd’ und Schanden,

von Ketten und von Banden,

und wenn’s auch wär’ der Tod.

Autor: 1563 schreibt Ludwig Helmbold diese Zeilen, in einem Jahr als in seiner Heimatstadt Mühlhausen in Thüringen die Pest 4000 Menschen dahinrafft. Immer wieder begegnet es uns in den alten Liedern, dass die Lebenswirklichkeit der Dichter so gar nicht mit ihren Texten zusammen zu passen scheint. Hier bei Ludwig Helmbold: massenhafter Tod auf der einen Seite und dann die Hoffnung, dass Gott aus aller Not retten kann – und wenn’s auch wär der Tod?! Wenn diese Hoffnung irgend einen Grund haben kann, dann liegt der nicht in der Lebensgschichte der Menschen. Helmbold erinnert an eine andere Geschichte – er erinnert an Jesus Christus

Musik III: Ja zu Gottes Wegen

Autor: „Er meint’s gut mit uns allen – schenkt uns den Herren Christ“ Für den Dichter Helmbold reicht es aus, nur diesen Namen zu kennen: Jesus Christus – und er weiß, wie er mit Gott dran ist. In dem Lied wird nicht viel mehr von Jesus erzählt. Alle wissen: In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden. Und an Jesus Christus können die Menschen ablesen, wie Gott ist. Wie beim Tanzen die Musik zwei Partner verbindet, so verbindet Jesus Gott und Mensch. Auch wenn die Geschichte der beiden Tänzer kompliziert ist, auch wenn die beiden sich nicht immer verstehen – sie hängen aneinander. Dies bedeutet: wir Menschen tun gut daran, uns immer wieder an Gott zu erinnern. Er bietet uns an, uns durch unser Leben zu führen – und weit darüber hinaus.

Musik III: Ja zu Gottes Wegen

Sprecherin (overvoice):

Lobt ihn mit Herz und Munde,

welch’s er uns beides schenkt.

Das ist ein selge Stunde

darin man sein gedenkt,

denn sonst verdirbt all Zeit,

die wir zubringn auf Erden.

Wir sollen selig werden

und bleibn in Ewigkeit.

Autor: Das Lied von Ludwig Helmbold legt mir eine Haltung nahe, die man mit Glauben umschreibt – vielleicht so: Ich weiß nicht, welche Zumutungen mir das Leben noch bringen wird, vielleicht bleibt es ruhig und unaufgeregt, vielleicht muss ich noch einmal eine neue Richtung einschlagen – wie auch immer; an Gott bleib ich dran – und er an mir.

Ein gutes und gesegnetes Wochenende wünscht Ihnen Ihr Eberhard Helling, Pfarrer aus Lübbecke in Westfalen.

Musik I: Gloria

i vgl.: John Wendland, „Madre non mi far Monaca“ The biography of a Renaisance Folksong , in Acta Musicologica 48, 1976, S. 185 ff, hier S.191f

ii s. Gero Soergel, Helmbold, Ludwig, in: Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch, Bd. 2, S. 139f

Musikinformationen:

Musik I:

CD: Bläserheft 2010 – Alte und neue Bläsermusik

Track-Titel: Tango afferado

Komponist: unbekannt

Texter: unbekannt

Ensemble: Gloria Brass – Bläsergruppe des bayerischen Posaunenchorverbandes

Leitung: Dieter Wendel

Verlag: Buch- und Instrumentenhandels-GmbH, Nürnberg

Best.Nr.: 5190

Musik II:

CD: TANGO

Track-Titel: Vuelvor al sur

Track 16

Komponist: unbekannt

Texter: unbekannt

Interpret: Roberto Goyeneche, Astor Piazzolla

Label: Palmyra Records

Verlag: Palmyra Verlag, Heidelberg

Musik III:

Musik von I-tunes gekauft

CD: Ja zu Gottes Wegen

Track-Titel: Symphoniarum Sacrarum

Track 13

Komponist: Heinrich Schutz & Gerhard Schnitter

Texte: unbekannt

Interpret: Christoph Adt, ERF Studiochor, Yukio Imanaka & ERF Studioorchester;

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