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Choralandacht | 18.10.2014 | 07:50 Uhr

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Bleib bei mir, Herr, der Abend bricht herein (eg 488)

Autor: Manchmal lässt einen ein Lied nicht mehr los. Noch nach Jahren kommen die schönen Erinnerungen. „Das ist unser Lied, weißt du noch, damals, unser erstes Date? Rendezvous sagten wir noch dazu. 40 Jahre ist das schon her.“ Das gibt es, Lieder, die einem so vorkommen, als ob sie gerade für einen selbst gedichtet oder komponiert worden seien. Aber nicht nur wunderschöne Momente lassen sie wieder aufleben. Es gibt auch Lieder, die einem in schweren Zeiten wichtig und hilfreich gewesen sind. Und die gerade deshalb zu einem gehören. Ein solches Lied ist für mich dieses:

Musik 1: Choral: (1. Strophe): Bleib bei mir, Herr, der Abend bricht herein. Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein. Wo fänd ich Trost, wärst du, mein Gott, nicht hier?Hilf dem, der hilflos ist: Herr, bleib bei mir!

Sprecherin (overvoice): Bleib bei mir, Herr, der Abend bricht herein. Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein. Wo fänd ich Trost, wärst du, mein Gott, nicht hier?Hilf dem, der hilflos ist: Herr, bleib bei mir!

Autor: Ich habe diesen Choral als junger Vikar kennengelernt. Ich hatte gerade meine ersten Erfahrungen in einer Kirchengemeinde gemacht. Jetzt war ich eine Woche allein. Eine Beerdigung wurde mir gemeldet: „Ein altgedienter englischer Offizier ist gestorben. Die Angehörigen verstehen aber alle nicht so gut deutsch“, meinte die Bestatterin. „Englisch geht. Die Witwe kommt auch aus England. Sie kann ein bisschen Deutsch. Die Tochter hat einen belgischen Offizier geheiratet. Können Sie flämisch?“ Nein, konnte ich nicht. Und nun sollte er in unserer Stadt beigesetzt werden. Von mir, dem unerfahrenen Vikar.

Aber nicht nur ich fühlte mich ziemlich hilflos, die ganze Familie war es auch - ratlos und hilflos. Sie mussten an die Hand genommen werden. Mehr schlecht als recht konnte ich mich mit ihnen auf englisch verständigen. Würde mein Schulenglisch für eine Trauerpredigt ausreichen? Zaghaft machte ich mich an die Arbeit. Blätterte hier und da. Schließlich griff ich zum Gesangbuch.

Da gab es doch englische Texte. Und so stieß ich auf dieses Lied. Und es enthielt alles, was ich brauchte, um das Wichtigste und Tröstende sagen zu können – und das auf englisch. Ich wurde verstanden. Seit dieser Zeit ist es auch eines meiner liebsten Lieder. Die 4. Strophe ist mir die wertvollste geworden. Wohl auch deshalb, weil ich mit diesem Text damals meine Gedanken ausdrücken konnte. Das ganze Lied ist ein Bekenntnis zu Gott, dem Herrn über Leben und Tod. Es erinnert an eine Begebenheit, die uns der Evangelist Lukas erzählt. Jesus begegnet am Auferstehungstag auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus zwei Jüngern. Sie erkennen ihn aber nicht. Während sie noch dem toten Jesus nachtrauern und ihn nicht erkennen, spüren sie aber, dass seine Worte sie trösten und ihnen Hoffnung geben. Und so bitten sie ihn: „Bleib bei uns, Herr.“

Musik 1 (4. Strophe):

Von deiner Hand geführt, fürcht ich kein Leid, kein Unglück, keiner Trübsal Bitterkeit. Was ist der Tod, bist du mir Schild und Zier? Den Stachel nimmst du ihm: Herr, bleib bei mir!

Sprecherin (overvoice):

Von deiner Hand geführt, fürcht ich kein Leid, kein Unglück, keiner Trübsal Bitterkeit. Was ist der Tod, bist du mir Schild und Zier? Den Stachel nimmst du ihm: Herr, bleib bei mir!

Der englische Musikprofessor William Henry Monk hat 1861 zu den Versen von Henry Francis Lyte die Melodie geschaffen. Er selbst trauerte damals sehr, denn er hatte seine dreijährige Tochter begraben müssen. Trost fand er in den Worten des Pfarrers von Lower Brixham, einem Fischerdorf in Devonshire. Lyte, zeigt mit bewegenden Worten wie er mit den Erfahrungen seiner eigenen Endlichkeit umgehen konnte. Er vertraute auf Gottes bleibende Treue:

Sprecherin: (Strophe 2)

2. Wie bald verebbt der Tag, das Leben weicht, die Lust verglimmt, der Erdenruhm verbleicht, umringt von Fall und Wandel leben wir. Unwandelbar bist du: Herr, bleib bei mir!

1847 wurde bei Lyte Tuberkulose erkannt. Am 4. September hielt er seine Abschiedspredigt. Nachmittags machte er einen Strandspaziergang und schrieb sein letztes Gedicht. Die Kräfte waren aufgezehrt. Er starb kurz darauf während einer Kur in Südfrankreich. Wir hören die 4. Strophe des englischen Textes, gesungen vom Chor des King's Colleges in Canterbury.

Musik 2: „Abide with me“, Kings College Choir

Sprecherin: (overvoice, eigene Übersetzung der engl. Strophe)

Ich fürchte keinen Feind, wenn Du nahe bist zu segnen

Leiden haben kein Gewicht und Tränen keine Bitterkeit

Wo ist des Todes Stachel? Wo, Todesgruft, dein Sieg?

Ich triumphiere doch, wenn Du bei mir bleibst.

Autor: „Was ist der Tod, bist du mir Schild und Zier! Den Stachel nimmst du ihm, Herr, bleib bei mir!“ Theodor Werner hat den deutschen Text geschrieben, der dem englischen Original sehr nahe kommt. Henry Francis Lyte zitiert den Apostel Paulus. Er schreibt im ersten Brief an die Korinther:

Sprecher: »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! (1. Korinther 15,54c.55.57)

Autor: Wenn Menschen Abschied nehmen, brauchen sie Trost. Wenn Menschen schwer krank sind, brauchen sie Begleitung. Andere, die mitgehen bei all den Fragen, die jetzt aufbrechen; die die Finsternis aushalten, die jetzt manchmal kommt. Die vielleicht erzählen können von einer Hoffnung, die über den Tod hinausreicht. Die ein Lied vom Leben summen können, das hilft und trägt.

Ich wünsche mir, dass wir in unserem Land auch außerhalb von Gottesdiensten solche Lieder kennen und wie selbstverständlich anstimmen können. Die Briten sind da ganz anders. Sie haben dieses Lied angenommen, vom Königshaus bis zu den Fans in den Fußballstadien. Und singen es voll Inbrunst, z.B. vor jedem Endspiel um den englischen Fußballpokal. Für die sportbegeisterten Engländer ist ein so wichtiges Finale wohl auch ein Abbild für die Erfahrungen die sie im wirklichen Leben machen, Erfahrungen von Sieg und Niederlage, von himmelhoch-jauchzend- und zu-Tode-betrübt-sein. Der Choral wird so zum Ausdruck einer Solidarität in der Freude und in der Niederlage. Und so ist es auch kein Wunder, wenn ein gewaltiger Chor gerade dieses Lied alljährlich beim öffentlichen Remembrance Day, dem britischen Volkstrauertag, anstimmt – ein Chor von aktiven Soldaten und Veteranen und von Mitgliedern aller möglichen Hilfsorganisationen, die so oft in Katastrophen helfen müssen und dabei dem Tod selbst ins Auge blicken.

Musik 3: Festival of Remembrance

Autor: Der Popstar Elton John hat in einer Radiosendung der BBC einmal diesen Choral genannt, als er gefragt wurde, welche Lieder er auf eine einsame Insel mitnehmen würde. 1997 sang er ihn dann auf seine unnachahmliche Weise selbst.

Musik 4: Elton John Abide with me

Autor: Kraftvoll singt er. Und so kraftvoll haben schon viele durch dieses Lied Hilfe erfahren. Ich traue dem Lied auch heute noch viel zu. Mag sein, es wird nicht immer gleich zu einer Hymne für ein ganzes Land. Aber im Kleinen kann es viel bewirken. Es kann Menschen trösten, die Abschied nehmen müssen. Es kann Menschen stärken, die eine schwere Zeit durchmachen. Jedes Mal erzählt es davon, dass Gott bleibt.

Musik 1: Choral: (5. Strophe):

5. Halt mir dein Kreuz vor, wenn mein Auge bricht; im Todesdunkel bleibe du mein Licht. Es tagt, die Schatten fliehn, ich geh zu dir. Im Leben und im Tod, Herr, bleib bei mir!

Musikinformationen:

Musik 1

Titel: Bleib bei mir, Herr,

CD: Abend ward, bald kommt die Nacht

Track: 22

Komponist: William Henry Monk

Interpret/Chor: Jugendkantorei des Wurzener Domes

Leitung: Johannes Dickert

LC-Nr.: 03722

Label: Querstand

Musik 2

Musik-Titel: Abide with me 50 Favourite Hymns

Track:15

Komponist: William Henry Monk

Text: Henry Francis Lyte

Chor: King's College Choir of Cambridge

Leitung: Stephen Cleobury

LC-Nr.: 00171

Verlag/Label: Decca (Universal Music) 10. Juni 1996

Musik 3

Musik-Titel: Abide with me - Festival of remembrance 2010 - mp3-File

youtube-Link: http://www.youtube.com/watch?v=0u6MUTPz_hU

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