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Kirche in WDR 3 | 17.09.2014 | 07:50 Uhr

Wann stirbt die Mama endlich?

Guten Morgen! Können Sie sich das vorstellen? Da sagt ein 6-jähriges Mädchen: Wann stirbt die Mama endlich? Ihre Oma hat mir das vor Jahren erzählt. Die kleine Sophie* kannte ihre Mutter nur krank. Krebs. Eine unbeschwerte Kindheit hatte Sophie nicht. Sie hat mitbekommen wie der Vater ihre Mutter liegend ins Krankenhaus gebracht hat - zur Chemo als sie schon nicht mehr sitzen konnte. Die leidenschaftliche Mutter wollte so lange wie möglich leben, für ihre Kinder. Und Sophie: Sie hat die unzähligen Besucher erlebt, die mit der Mutter an ihrem Krankenlager zuhause gesungen und gebetet, gelacht und geweint haben. Wenn Sophie traurig war, dann durfte sie sich neben ihre Mutter ins Bett legen und kuscheln. Und dann ganz am Ende dieser Satz: Wann stirbt die Mama endlich? Am Ende war es kaum mehr auszuhalten.

Was, wenn die Sterbende es in so einer Situation wirklich nicht mehr aushält. Wenn sie nur noch den Ausweg sieht, sich selbst das Leben zu nehmen und dabei jemanden braucht, der ihr hilft? Geht das? Auch für Christinnen und Christen?

Wer in diesen Wochen morgens die Zeitung aufschlägt, der kommt um das Thema nicht herum. Überall wird diskutiert, ob und wie und in welchen Fällen das in unserem Land möglich sein soll. Je mehr man liest, desto deutlicher wird: Die Meinungen gehen weit auseinander, in der Politik wie auch in den Kirchen. Letztlich wird man als Christin und als Christ eine persönliche Entscheidung treffen und sie vor sich, vor allen Betroffenen und vor Gott verantworten. Wenn Sie mich als Pfarrerin fragen, dann glaube ich natürlich: Das Leben ist uns Menschen von Gott geschenkt. Nicht wir, sondern er hat in der Hand, wann es beginnt und wann es zu Ende geht. Und es ist gut so, dass ich als Menschenkind normalerweise nicht selbst entscheide, wann es zu Ende gehen soll und vor allem auch, dass andere nicht das Recht haben, das für mich zu entscheiden. Aber dann hab ich die kleine Sophie und ihre Mutter vor Augen. Und ich weiß natürlich, heute gibt es viele Situationen, in denen Menschen lange am Leben gehalten werden können und deshalb auch oft sehr lange leiden. Und einem Menschen in der Lage könnte ich nicht einfach sagen: Du musst aber am Leben bleiben. Ich würde ihn begleiten, ihn aussprechen lassen, was ihn bewegt, seine Not wahrnehmen. Und natürlich würde ich mit ihm suchen nach Möglichkeiten, weiter leben zu können. Und dazu auch nochmal mit Ärzten oder Pflegenden oder Angehörigen ausloten, was noch möglich ist, das Leiden zu lindern. Aber wenn alles nichts hilft, dann würde ich respektieren, wenn sich jemand dabei helfen lässt, mit diesem Leben, bevor es ganz zu Ende ist, Schluss zu machen. Und ich würde die Angehörigen verstehen, wenn sie dem zustimmten. Und ich wäre als Seelsorgerin da, würde begleiten bis zum Ende. Vielleicht lädt man als Mensch mit einer solchen Entscheidung Schuld auf sich Gott gegenüber, der einem das Leben geschenkt hat. Aber Gott ist barmherzig. Und er leidet mit uns Menschen mit. Er sieht mit gnädigen Augen auf uns, wenn wir angesichts des Leidens vor der Aufgabe kapitulieren, unser Leben zu leben. Da bin ich ganz sicher. Das ist auch der Grund, weshalb die Evangelische Kirche im Rheinland Seelsorgerinnen und Seelsorger ermutigt, Menschen bei solchen Entscheidungen zu begleiten, ganz gleich wie sie ausfallen.

Sophies Mutter hat ausgehalten bis zum Schluss. Das hätte auch anders sein können und viele hätten es verstanden. Und Sophie. Sie hat auch ausgehalten. Sie ist früh selbst Mutter geworden. Und gibt jetzt an ihre Kinder die Liebe und Stärke weiter, die sie bei ihrer Mutter erlebt hat. Wie ihre Mutter mit ihrem Leiden und ihrer Krankheit umgegangen ist, das hat sie geprägt und ihr gezeigt, wie kostbar jede Minute unserer Lebenszeit ist.

Ihre Barbara Schwahn, Pfarrerin aus Düsseldorf

*Name von der Redaktion geändert

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