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In deinen Toren will ich stehen

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Kirche in WDR 3 | 13.12.2013 | 07:50 Uhr

In deinen Toren will ich stehen

Liebe Hörerin, lieber Hörer, „Tor, Tor, Tor“ – so schallt es begeistert aus dem Fußballstadion. Die Mannschaft hat ein Tor geschossen, das ersehnte, den Siegestreffer. Immerhin, so ein Fußballtor ist 7 Meter 32 lang und 2 Meter 44 hoch.

Doch den Ball hineinzubekommen, ist gar nicht so leicht. Es wird gut bewacht vom Torwart. Der sorgt am Ende für den Erfolg seiner Mannschaft. Bewacht ist auch das Tor einer befestigten Stadt oder Burg.

Schon in der Frühzeit wurden Torbogen als Sinnbild für triumphale Siegeshelden errichtet. Der Übergang von einem Bereich in den anderen. Vom Profanen zum Heiligen; vom Alltäglichen zum Besonderen, vom Diesseits ins Jenseits. In vielen mittelalterlichen Städten gibt es Stadttore bis heute. Meistens sind es vier, mit einer Stadtmauer verbunden. Gut behütet von Wächtern, Tag und Nacht. Sie sollten die Bewohner vor Fremden und Eindringlingen schützen.

Bei „Tor“ denke ich aber auch an die Entdeckung Amerikas – das Tor zur neuen Welt. Der geöffnete Blick in die Freiheit. Fern und weit. Ein neuer Kontinent, ganz neue und andere Erkenntnisse.

Sprecher: „In deinen Toren werd' ich stehen, du freie Stadt Jerusalem, in deinen Toren kann ich atmen, erwacht mein Lied.“

Autorin: Von Freiheit singt dieser Refrain. Es ist ein Lied über Jerusalem. Eine jahrtausend alte Stadt. Die Mauern der Altstadt wurden im 16. Jahrhundert gebaut. Heute liegen sie frei und haben acht Tore. Dabei ragt eines besonders hervor: das Goldene Tor. Es ist verschlossen. Juden und Araber nennen es auch das Tor der Barmherzigkeit. Nach jüdischer Überlieferung wird der Prophet Elia bei seiner Wiederkunft dieses Tor für den Einzug des Messias öffnen. Durch dieses Goldene Tor, so glaubt man, ist Jesus am Palmsonntag auf einem Esel in die Stadt eingezogen.

Sprecher: „Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem ist gebaut als eine Stadt, in der man zusammenkommen soll. Wohin die Stämme hinaufziehen. … Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen.“ Ps 122, 3.4;7 (Luther)

Autorin: So beschreibt es Psalm 122 in der Bibel. Und ich frage mich: Wie lebt es sich in einer Stadt hinter solch dicken Mauern? Friedlich und geborgen? Oder abgeschottet, einsam und zurückgezogen? Ängstlich und misstrauisch gegenüber denen, die draußen stehen? Ich kenne das Gefühl wie zugemauert zu sein.

Erstarrt, versteinert. Nichts dringt mehr an mich heran. Es gibt kein vor und zurück. Die Situation ist festgefahren. Der Dialog ins Stocken geraten, zwischen Israelis und Palästinensern, Völkern und Nationen, Religionen und Kulturen. Gibt es da einen Weg nach draußen?

Sprecher: „In deinen Toren werd' ich stehen, du freie Stadt Jerusalem, in deinen Toren kann ich atmen, erwacht mein Lied.“

Autorin: singt das Lied mir zu. Nichts muss so bleiben wie es ist. Mauern lassen sich einreißen. Friedlich und beharrlich. Mit Mut und Geduld. In Dialog und Gespräch. Wer hätte gedacht, dass die Mauer sich öffnet, 1989 in Berlin. Wer hätte es für möglich gehalten, dass Friedensgespräche zwischen den verfeindeten Staaten wieder eine Chance bekommen?

Wer hätte geglaubt, dass sich Demokratie und Freiheit einmal durchsetzen – dort, wo Menschen diese Worte bisher nicht kannten. Ja, Mauern lassen sich einreißen, Tore durchschreiten – und dann ist nichts als Jubel. Noch größer und tiefer als bei einem Fußballtor - davon bin ich fest überzeugt. Ihre Pfarrerin Christiane Neufang aus Köln.

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