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Choralandacht | 21.02.2015 | 07:50 Uhr

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Ach bleib mit deiner Gnade (eg 347)

Musik: Büro Archiv 148, Track 1

Autor: Ach, ach bleib – so beginnt jede Strophe des Liedes, das ich Ihnen heute vorstellen will. Guten Morgen, liebe Hörerin, guten Morgen, lieber Hörer.

Der Dichter dieses Liedes, Josua Stegmann, muss den Eindruck haben, dass jemand weggehen wird – jemand, der ihm sehr wichtig ist. Und ihm ruft er hinterher: „Ach – ach bleib!“ Was soll er auch machen? Wenn der andere weggeht, einfach verschwindet – dann ist er machtlos. Es sei denn – er kann den anderen packen. Er muss ihn bitten, zu bleiben – und das auf eine

Weise, der er sich nicht entziehen kann.

Musik:

Büro Archiv 148, Track 17

Büro Archiv 164, Track 14

Sprecherin: 1. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ,

daß uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.

Autor: Dieses eindringliche „Bleib – ach bleib“, das müsste dem Herrn Jesus bekannt vorkommen – hat sich Josua Stegmann vielleicht gedacht. So haben ihn doch schon einmal seine Leute angefleht, als er weggehen wollte. Damals vor Emmaus.

In der Bibel wird die Geschichte erzählt: Die Menschen aus dem Jesuskreis sind verstört. Man hatte Jesus umgebracht, gekreuzigt. Einige von den Jesusjüngern hatten ihn beerdigt - und nun hieß es auf einmal: er lebt, er ist gar nicht tot. Was soll man von all dem halten? Erst die abgrundtiefe Verzweiflung und jetzt diese Aufregung, diese überdrehte Freude, weil er leben soll. Zwei aus dem Jüngerkreis halten dieses ganze Durcheinander in Jerusalem nicht mehr aus. Sie wollen nur nach Hause – nach Emmaus. Und als sie auf dem Weg in ihr Dorf sind und all die Geschichten der vergangenen Tage noch einmal durchgehen, da kommt ihnen jemand entgegen. Der fragt sie, worüber sie sich unterhalten. Sie sind fassungslos: „da gibt es wirklich einen, der die Geschichte noch nicht mitbekommen hat: das mit Jesus, der gekreuzigt worden ist, und jetzt heißt es auf einmal er lebt. Aber das ist doch unmöglich, das geht doch gar nicht.“ – so reden die beiden auf den Fremden ein. Und der hört sich ihre Geschichte an und erklärt ihnen dann ganz ruhig – warum das alles so kommen musste. Wenn Jesus wirklich der Gesandte Gottes ist, der Messias, dann hat das alles Sinn.

Dann steckt Gott selbst in dieser Geschichte mit drin – und dann sollte es doch schon möglich sein, dass er lebt – dieser Jesus – oder?

Musik: Büro Archiv 148, Track 1

Autor: Nun sind die beiden Jünger mit dem Fremden schon fast in Emmaus angekommen, der Fremde will weitergehen; die beiden haben noch nicht wahrgenommen, dass es Jesus selbst ist, der sich da mit ihnen unterhält. Der scheint weitergehen zu wollen; dasagen sie : bleib doch – ach bleib!

Musik: Büro Archiv 164, Track 14

Autor: Josua Stegmann ist es genau so ergangen wie den beiden Jüngern aus der biblischen Geschichte. Erst hat er wunderbare Erfahrungen mit Jesus und mit dem Glauben gemacht- und dann wurde sein Leben tief erschüttert. Erst macht er Karriere, dann verliert er seine Stellung. Erst wird er zu einem angesehenen Gelehrten, dann wird er ausgebuht. Doch der Reihe nach.

Josua Stegmann wächst Ende des 16. Jahrhunderts im thüringischen Sülzfeld auf, er wird von seiner frommen Familie gefördert und im Studium der Theologie unterstützt. Dann kommt das Jahr 1617, in seiner Heimat feiert man das 100-jährige Jubiläum der Reformation; Josua Stegmann ist gerade 19 Jahre alt, ist schon hoch gebildet und er wird zum Doktor der Theologie promoviert. Er bekommt eine Stelle als Gymnasialdirektor in Stadthagen. Hier wird der junge Gelehrte zum Anziehungspunkt einer ganzen Generation. Einer seiner Schüler ist Johann Rist; der wird einmal einer der berühmtesten Dichter im Norddeutschland seiner Zeit werden.

Josua Stegmann gründet eine Familie, mit 22 Jahren wird er zum Leiter der neu gegründeten Universität in Rinteln an der Weser. Jung ist er und tief verwurzelt in der lutherisch-orthodoxen Theologie seiner Zeit. Diese konfessionelle Zugehörigkeit entscheidet über das weitere Schicksal von Josua Stegmann und seiner Familie. Denn seit zwei Jahren ist Krieg – 30 Jahre lang wird dieser Krieg in Europa wüten. Er wird Städte und ganze Landstriche verwüsten; Menschen, die zuvor miteinander oder wenigstens neben einander gelebt haben, werden sich fremd. Sie fallen über einander her, weil sie zu verschiedenen Konfessionen gehören; die Katholiken gegen die Lutherischen, die Reformierten gegen Katholiken und die Lutherischen gegen die Reformierten – und das in wechselnden Zusammensetzungen –1627 veröffentlicht Josua Stegmann ein Gebetbuch, das viel gelesen wird; der Titel: „christliches Gebetbüchlein auf die bevorstehende betrübte Kriegs-, Teuerungs- und Sterbenszeiten gerichtet.“ Hier erscheint unser Lied das erste Mal – „ach bleib“.

Musik: Büro Archiv 148, Track 17

Sprecherin:

2. Ach bleib mit deinem Worte bei uns, Erlöser wert,

daß uns sei hier und dorte dein Güt und Heil beschert.

3. Ach bleib mit deinem Glanze bei uns, du wertes Licht;

dein Wahrheit uns umschanze, damit wir irren nicht.

Autor: Die guten Kräfte, die von Jesus ausgehen – wie eine Schutzmauer sollen sie ihn beschützen - das wünscht er sich in seinem Lied. Erlebt hat er in seinen Tagen etwas ganz anderes. Die lutherische Universität, die er in Rinteln mit aufgebaut hatte, wurde an das katholische Kloster Corvey übertragen; er verliert seine Stellung. In einer letzten öffentlichen Auseinandersetzung soll er seine Haltung in Glaubensdingen darlegen. Er kommt aber gar nicht dazu. Immer wieder wird er von bestellten Zwischenrufern unterbrochen.

Ihm scheint alles unter den Händen zu zerrinnen, was er in seinem kurzen Leben aufbauen konnte. Er selbst kann für die Wahrheit, die sich ihm gezeigt hat, nicht mehr einstehen. In seinem Lied bittet er nur darum, dass die Wahrheit ihn hält. Darum geht es jetzt: Bei dem Glauben bleiben, der sich für ihn bewährt hat – ob ihm das gelungen ist?

Am Ende ist es sehr still um den jungen Gelehrten geworden. Er hat nichts mehr vorzuweisen. Nur noch bitten kann er:

Musik: Archiv 148, Tr 17

Sprecherin: Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr;

dein Gnad und alls Vermögen in uns reichlich vermehr.

Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held,

daß uns der Feind nicht trutze noch fäll die böse Welt.

Autor: Am Ende steht Josua Stegmann ohne alles da. Ist er gescheitert? Hat Gott ihn verlassen? Er hatte doch alles für ihn eingesetzt. Das ist eine Erfahrung, die auch Jesus von Nazareth machen musste. Der wollte auch nicht, dass alles, wofür er sich eingesetzt hat, einfach verschwindet. Er selbst wollte nicht einfach verschwinden – aber genau das droht ihm. Als Jesus klar wird, dass er bald von den Machthabern beseitigt wird, ruft er seine Jünger zusammen. Er möchte sich im Gebet von Gott Kraft für seinen Weg holen. Und er bittet seine Freunde: "Ach, ach bleibt bei mir, bleibt wach und betet mit mir!" Aber seine Jünger bleiben nicht bei ihm, sie wachen nicht mit ihm, sie schlafen ein. So kann Jesus in einem letzten Aufbäumen nur noch zu seinem himmlischen Vater sagen: „Vater, nimm diesen Kelch von mir – aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Und dann, kurz vor seinem Sterben seine letzten Worte, das Psalm - Gebet: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.“

Gott lässt es offensichtlich zu, dass Leid geschieht; er lässt es zu, dass auch unter seiner Übersicht Dinge geschehen, die seinem eigentlichen Willen widersprechen. So bleibt am Ende nur, darauf zu setzen, dass Gott trotz allem zu seinen Menschen steht und ihnen nah ist in ihrem Leid. Er ist an der Seite der beiden Jünger, die verzweifelt sind. Dabei ist er die ganze Zeit neben ihnen gewesen - nur haben sie ihn nicht erkannt. Als sie sagen „ach, bleib“, da zeigt sich ihnen Jesus als der Auferstandene. Dass Gott da ist, wenn es schwer wird, haben Menschen immer wieder erfahren. So kann es auch Josua Stegmann am Ende in seinem Lied nur erbitten:

Musik: Archiv 164, Tr 14

6. Ach bleib mit deiner Treue

bei uns, mein Herr und Gott;

Beständigkeit verleihe,

hilf uns aus aller Not.

Musik: Archiv 148

Musikinformation:

Musik I:

Büro Archiv 148

CD-Titel: Du meine Seele singe – Choräle auf sechs Seiten

Track-Nr. + Titel: Track 17, Ach bleib mit deiner Gnade

Tracklänge: 3:07 minuten

Text von Dichter:J. Stefmann 1627

Komponist: M. Vulpulus 1609

Solist:Reinhard Börner (Gitarre)

Musik II:

Büro Archiv 164,

CD-Titel: Komm, Herr, segne uns – Alte und neue Chorsätze zum Ev. Gesangbuch

Track-Nr. + Titel: Track 14, Ach bleib mit deiner Gnade

Tracklänge: 1:04 Minute

Text von Dichter:J. Stefmann 1627

Komponist: M. Vulpulus 1609

Chor: Kantorie der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Berlin

Leitung: Helmut Hoeft

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