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Kirche in WDR 3 | 14.08.2015 | 07:50 Uhr

Der verlorene Sohn

Guten Morgen!

Zu den bekanntesten Gleichnissen Jesu zählt die Geschichte vom verlorenen Sohn. Er war nicht einfach nur verloren, er hatte sich buchstäblich verloren, weil er den Anker eines geborgenen Zuhauses, die Liebe des Vaters, die Freundschaft von Menschen verloren hatte. Kurzfristig und trügerisch eingetauscht gegen käufliche Liebe landet er schließlich bei den Schweinen. Er hat sein Vermögen verloren. Das deutsche Wort deutet noch an, um was es da geht: Das Mögen hat er verloren und das Können, das was er vermag: Er hat verloren das Wissen um freigebige Freundschaft und um eine nicht berechnende Liebe. Dafür hat er eingetauscht das sichere Fressen bei den Schweinen – aber es gibt ihm niemand etwas zu essen. Eigentlich ist der verlorene Sohn tot bei lebendigem Leib; er überlebt ohne Sinn und Verstand; er hat nämlich vergessen, wozu es gut sei, dass er da ist.

Nur der Vater vermisst ihn. Und daran erinnert sich schließlich der verlorene Sohn wundersamerweise irgendwann und er kehrt zurück zur alten Liebe und zur Wahrheit des Menschen, der nicht vom Fressen, sondern von der Gabe lebt. Er bricht auf, kehrt um und kehrt zurück zu seinem Vater. Und der kommt ihm entgegen, der Vater sieht ihn von weitem, aber er sieht eigentlich nicht den jetzigen Sohn in der Fremde, sondern den eigentlichen Sohn, eben – so könnte man sagen – die Idee des guten Sohnes, so könnte man sagen, das Urbild, das Herz, das Innere, das Eigentliche.

Ich bin mir sicher: Jeder Mensch lebt letztlich von der Hoffnung, dass es solch ein Eigentliches im eigenen Herzen gibt, unzerstörbar und nicht zu zerschreddern durch die Maßlosigkeiten und Wahnwitzigkeiten eines Menschenlebens, und dass es immer genug Menschen gibt, die das Eigentliche und unter dem Schutt der Lebensgeschichte verschüttete Herz erkennen und daran glauben. Wie der Vater im Gleichnis. Der Vater sah es.

Neben dem verlorenen Sohn gibt es auch noch einen älteren Sohn. Und der ältere Sohn, der sieht auch nicht das Herz. Er bleibt versteinert draußen stehen angesichts der straflosen Rückkehr des jüngeren Sohnes, das er als himmelschreiendes Unrecht ansieht. Die Rückkehr, die gefeiert wird, ist ja auch Unrecht, aber liebevolles Unrecht.

Was ist damit gemeint? Gerechtigkeit ist letztlich immer kalt, wenn sie nicht zielt auf Liebe, aber Liebe ist nicht berechenbar und abrechenbar und nicht in zahlbare Fürsorge zu packen. Natürlich: Es braucht die Gerechtigkeit, unbedingt, wo sie aber sich begnügt mit der Aufrechnung und Versorgung wird sie unmenschlich und sieht, wie der ältere Sohn, nicht mehr den eigenen Bruder, sondern nur noch den Sohn des gemeinsamen Vaters, der doch schon sein Erbe bekommen hatte und jetzt verprasst hat. So weit ist es gekommen, dass der ältere Sohn seinem Bruder die Verwandtschaft aufkündigt. Moralische gesprochen: Jetzt ist der Ältere bei den Schweinen angekommen und der Jüngere wiedergefunden.

Die Geschichte endet für mich seltsam beklommen und in fahlem Licht: Hilflos fast verzweifelnd die Antwort des Vaters an den aufbrausenden älteren Sohn: Aber jetzt müssen wir uns doch freuen! Umkehr heißt doch Leben! Wie es schließlich ausgeht, erfahren wir nicht in der Bibel. Aber wie es heutzutage ausgehen könnte, dass könnte sich im eigenen Leben zeigen: Bin ich in der Lage, über den Schatten der Gerechtigkeit zu springen und Gnade vor Recht walten zu lassen? Vergebung vor Rache?

Aus Paderborn grüßt Sie Monsignore Peter Schallenberg

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