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Kirche in WDR 3 | 07.07.2015 | 07:50 Uhr
Die Kraft der Musik
Guten Morgen, bestimmt haben Sie auch schon mal erlebt, wie wohltuend Musik sein kann. Um nach einem stressigen Tag auszuspannen oder aus einem Stimmungstief herauszukommen. Selbst singen und Musik machen tut auch körperlich gut. Deshalb wird Musik auch als Therapie eingesetzt. Und schon in der Bibel gibt es eine Reklamegeschichte für Musiktherapie.
Da wird von König Saul erzählt. Gott hat ihm, so lesen wir, einen bösen Geist geschickt. Das heißt, er hatte eine Krankheit, die man sich damals nicht erklären konnte. Wahrscheinlich hatte er Depressionen. Vielleicht war er auch manisch-depressiv und kurz hintereinander erst hoch aktiv und dann wieder niedergeschlagen, traurig und apathisch. Was ihn krank gemacht hat? Wer weiß.
Er hatte eine steile Karriere hinter sich. Als Bauernsohn geboren wurde er in jungen Jahren Krieger. Nachdem er ein feindliches Volk besiegt hatte, wählte man ihn zum König. Und er wurde vom Propheten Samuel gesalbt, also auch Gottes Segen ruhte auf ihm. Inzwischen war er aber alt geworden und der Zenit seiner Macht war überschritten. War es Überforderung, die seine Krankheit hervorgerufen hatte, weil er sich ständig behaupten musste in den Machtkämpfen am Hof? Oder die Tatsache, dass er kommen sah, ein Jüngerer würde ihm bald den Rang streitig machen? Jedenfalls können es seine Leute um ihn herum nicht mehr mit ansehen. Sie holen David.
Den David, dessen Lieder sich später in der Bibel wiederfinden. Vorneweg der berühmte Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. David ist der jüngste Sohn zuhause. Früh hatte er angefangen zu musizieren und zu singen. Wie alle Jüngsten hütete er draußen die Schafe. Er sang tagsüber und nachts auch. Und er lernte Harfe zu spielen, damals eher noch eine Art Zither. Alleine auf dem Feld singt und spielt er gegen die Einsamkeit und die Angst an. Und er nimmt mit seiner Musik Kontakt auf zu seinem Gott.
David wird zu den Festen am Heiligtum eingeladen und als Spielmann und Sänger bekannt. Er wird schließlich auch zum traurigen König Saul geholt. Immer wenn David auf der Zither spielt, entspannt sich Saul, die Herzfrequenz wird reduziert, der Blutdruck gesenkt, die Aktivität der Schweißdrüsen nimmt ab. David spielt auch nachts, wenn Saul unruhig ist und Saul schläft sich gesund und bekommt neuen Lebensmut. Er baut Stress ab, kann wieder lachen. Und es heißt: Er gewann David sehr lieb. Saul kann wieder etwas Positives empfinden, er kann wieder lieben. Obwohl David schließlich Sauls schärfster Konkurrent ist:
Als Saul stirbt, triumphiert David nicht. Er singt ein Klagelied auf ihn. Musik stiftet auch Beziehungen, bringt Menschen zueinander. Musik und der Glaube, das Spirituelle, stehen in engem Zusammenhang. Da wo Worte enden, wo das Fragen noch keine Antwort findet, da ist die Musik die Brücke zum Unsichtbaren, zum Unsagbaren, zu Gott. In den Kirchen erklingt die Musik zum Gottesdienst. Kinder, Jugendliche und Erwachsene zieht es in die Chöre – nicht nur in den Kirchengemeinden. Egal ob sie klassische Werke proben und aufführen oder Gospelmusik, Schlager oder Volkslieder, biblische Kindermusicals wie „David – ein echt cooler Held“ oder die Weihnachtsbäckerei - singen tut Leib und Seele gut.
Singen verleiht dem Unsagbaren Ausdruck. Singen und Musik machen stiftet Gemeinschaft, macht Spaß, hat heilende Wirkung. Wer ernsthaft erkrankt ist, wird durch Musik nicht direkt geheilt. Doch eine Wirkung von Musik kann heutzutage anhand wissenschaftlicher Methoden nachgewiesen werden, wenngleich sie nicht bis ins letzte erklärbar ist. Ich kann mich als kranker Mensch mit meiner Not und Angst in der Musik aufgehoben fühlen, zumal wenn ein tröstlicher Text darin vorkommt. Und ich kann meine Krankheit und Sorge ermutigt etwas loslassen und Frieden finden. Wie der Psalmdichter David kann ich erleben, wie es sich anfühlt, in Gott geborgen zu sein. Dass auch Sie einmal eine solche Erfahrung machen wünscht Ihnen Ihre Barbara Schwahn, Pfarrerin aus Düsseldorf.